Der rote Faden durch die Zeitalter im Kolumba Museum

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Text: Annette Bültmann
Fotografien: Jörg Boström

Das Kolumba-Museum in Köln ist einem Neubau auf den Trümmern der im Krieg zerstörten ursprünglich romanischen und später zur fünfschiffigen gotischen Kirche erweiterten St. Kolumba-Kirche untergebracht, die in die neue Architektur integriert wurden. Es entsteht ein interessanter Kontrast zwischen neuen Säulen und alten Fundamenten, und auch die nach dem Krieg erbaute Kapelle “Madonna in den Trümmern” wurde mit einbezogen. Vom Fenster des Museums aus ist der Kölner Dom zu sehen.

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Das Kolumba ist das Kunstmuseum des Erzbistums Köln und widmet die diesjährige Ausstellung der Narration, wobei der rote Faden der Ariadne als Metapher verwendet wird.
Der Minotaurus bewachte der Sage nach ein Labyrinth auf Kreta. Durch den Faden der Ariadne fand Theseus den Weg zurück heraus aus dem Labyrinth.
Eine Darstellung dieser Sage befindet sich in der Ausstellung in einem Intarsienbild aus Marmor und anderen Gesteinen, “Labyrinthstein mit einer Minotauromachie”, dessen Entstehungszeit auf die Mitte des 12. Jh. geschätzt wird. Es befand sich in früheren Jahrhunderten wohl zeitweise in einem Labyrinth in der Mitte des Kirchenschiffs, und Labyrinthe auf den Fußböden mittelalterlicher Kirchen waren in Italien und Frankreich häufiger zu finden.

Eine Erzählung aus früherer Zeit in Form von Bildern ist die Vita des Heiligen Severin.
“Etwa im Jahre des Herrn 376”, so kann man im Begleitheft zur Ausstellung lesen, wurde “nahe bei der Stadt Agrippina”, also bei Köln, dessen vollständiger Name in der Antike “Colonia Claudia Ara Agrippinensium” lautete, der als Arianer (Anhänger einer als ketzerisch betrachteten christlichen Lehre, die die Trinitätslehre ablehnt und nur den Vater als Gott verehrt) bezeichnete, möglicherweise von den Goten eingesetzte Bischof Euphrates abgesetzt, und Severin, der später heiliggesprochen wurde, zum 3. Bischof von Köln ernannt.
Gemalt wurden diese Ereignisse über 1000 Jahre später, als Schöpfer des ausgestellten Bilderzyklus werden genannt der “Meister der Ursulalegende und Werkstatt”, also vermutlich Künstler, die in Kölner Malerwerkstätten unter Anleitung eines Meisters mit mehreren Mitarbeitern in einem ähnlichen Malstil arbeiteten. Bei Wikipedia ist hierzu zu lesen “Mit der Bezeichnung Kölner Malerschule werden in der Kunstgeschichte Maler zusammengefasst, die im Köln des Mittelalters und in seiner Umgebung ihre Werkstätten hatten. Von ca. 1300 bis 1550 entwickelten aufeinander folgende Generationen von Meistern und ihre Schüler einen Malstil der Gotik, der durch seine ähnliche Malweise von Tafelbildern die gegenseitige Beeinflussung erkennen lässt.”
Der spätmittelalterliche Lebenszyklus des Heiligen Severin in 20 großen Leinwänden ist eine Leihgabe aus der Kirche St. Severin, einer ehemaligen Stiftskirche. Das Stift ist vermutlich aus einem Monasterium enstanden, das Severin von Köln im Jahr 376 gegründet haben soll.
In dem Bilderzyklus ist nicht nur das Leben des hl. Severin wiedergegeben, sondern auch die Umgebung des späten Mittelalters, der Entstehungszeit der Bilder, da die Maler die Ereignisse teilweise optisch in ihre eigene Zeit versetzten.

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Auch zeitgenössische Kunstwerke sind in der Ausstellung vertreten, wie z.B. von Felix Droese “Keine Kunst aber Tatsachen” 1987/1992, zwei Seevogelkadaver, Teeröl, Holzkiste, Holzscheibe, Glasschale, Glaskolben, Wasser, Hanfseil. Hier wird nicht nur die Katastrophe einer Ölpest sichtbar, sondern auch das laut Katalogheft “in Ahnlehnung an die griechische Mythologie formuliere Bild einer Passage ins Totenreich”. Taucht da aus dem Totenreich der Geist des künstlerischen Lehrers Joseph Beuys auf, der an der Kunstakademie Düsseldorf neben Peter Brüning einer der Lehrer von Felix Droese war?

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Im Kolumba Museum scheinen die Zeitalter und Epochen des Bauwerks so wie auch der Kunstgeschichte nebeneinander zu existieren, und durchlässig zu werden, Einblicke in verschiedene Zeiten zu ermöglichen.

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http://kolumba.de

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