Mindener Freischießen

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Fotografien: Jörg Boström
Text: Philipp Hausdörffer

 

Die Geschichte der Stadt Minden ist eng mit der Geschichte des Mindener Bürgerbataillons verbunden, das als Institution einfach zum Leben unserer Heimatstadt gehört.

Das Schicksal Mindens ist die Weser, die nur 3,5 km entfernt an der Porta Westfalica durch das Weser- und Wiehengebirge in die Norddeutsche Tiefebene tritt. Sie bestimmt seine Lage, nämlich dort, wo man schon in frühester Zeit in einer Furt den Strom überqueren konnte.

800 n. Ch. Karl der Große gründete einen Bischofssitz in Minden. Wie auch heute wieder weltweit in Mode! – Es entstand eine hohe und feste Mauer um Minden. Wer sich „einmauert“ muss sich auch verteidigen (können)!

Über die Anfänge der Organisation des Wehraufgebotes ist relativ wenig bekannt. Zunächst spielten die Zünfte und Innungen eine gewichtige Rolle beim bürgerlichen Wehrdienst. Jeder junge Meister, der in eine Innung aufgenommen werden wollte, musste mit Spieß, Schild und Armbrust versehen sein. Neben diesem, durch die Innungen gestelltem, „Fußvolk“ verfügte die Stadt auch über eine Reiterei. Sie rekrutierte sich vorwiegend aus Kaufleuten. Hier finden sich bereits die ersten Gedanken an die heutige Eskadron.

Im Verlauf der Geschichte wurde das Wehraufgebot nicht mehr nach Innungen und Zünften aufgegliedert, sondern es erfolgte eine Einteilung der Bürgerschaft nach Vierteln oder Quartieren.

Der Dreißigjährige Krieg, mit der Besetzung durch die „Kaiserlichen“ unter Tilly anno 1625 und 1634 durch die Schweden, nahm den Mindenern ihre Selbständigkeit. Für öffentliche Aufgaben wie Wach-, Bollwerks- und Feuerlöschdienste wird die Stadt erstmals in sechs Bezirke eingeteilt: Das Marientorsche, Wesertorsche, Hahlertorsche und Kuhtorsche Quartier, das Marktquartier und die Fischerstadt.

Noch heute gliedert sich das Bürgerbataillon traditionsgemäß in sechs Kompanien, entsprechend den Stadtbezirken, ergänzt durch die Eskadron und das Tambourkorps.

Jetzt begegnen wir auch zum ersten Mal dem Begriff „Stadtoffizier“, das heißt einem Offizier aus der Bürgerschaft. Bis zu diesem Zeitpunkt, also vor Beginn des 30-jährigen Krieges, waren die Hauptleute und Leutnante Berufssoldaten. Nun aber haben Bürger die Führung des Bürgeraufgebotes für Wachen, Bollwerk und den Feuerlöschdienst selbst als Offiziere übernommen.

1679 lesen wir bereits die Bezeichnung „Stadtmajor“. Noch bilden die Stadtoffiziere ein Kollegium von Leutnanten und Fähnrichen unter dem Vorsitz eines Direktors, der selbst Leutnant war. Auf die heutige Zeit übertragen, ist der Direktor der Stadtmajor und das Kollegium sind die Stadtoffiziere, die sich regelmäßig zu Sitzungen im Rathaus treffen.

Nun zum wichtigsten Ereignis des Bürgerbataillons und der Stadt Minden: Dem „Freischießen“. Es wurde urkundlich 1682 zum ersten Mal erwähnt. Schon Anfang des 17. Jahrhunderts war es den Bürgern zur Pflicht gemacht worden, Schießübungen durchzuführen. Um das Jahr 1680 herum machte man sich im Rat Gedanken darüber, diese Schießübungen in den Rahmen eines großen Festes einzubinden. Im Jahre 1682 beschloss die Stadtvertretung, dieses Fest im Sommer zu feiern – möglichst vor der Ernte.

Die Steuerbefreiung wurde 1685 durch einen Erlass des Großen Kurfürsten in eine Schießprämie von 50 Talern umgewandelt, was besonders für weniger begüterte eine enorme Verbesserung bedeutete.

In den letzten drei Jahrzehnten ist die Durchführung des Freischießens die augenfälligste Erscheinungsform, die zeigt, dass das Bürgerbataillon nicht nur ein Stück Geschichte unserer Heimatstadt, sondern ein fester und lebendiger Bestandteil unseres heutigen Minden geworden ist.

Mit Prof. Jörg Boström, der seit einigen Jahren seinen Wohnsitz nach Minden verlagert hat, wird der „Diamant Freischießen“ mit einer weiteren Facette wertvoller.

Seine Art der Fotografie und die (teilweise) Umsetzung in die ihm eigene Art der Projektion (Schattenbilder) sind eine kulturelle Bereicherung dieser traditionsreichen Mindener Veranstaltung.

Es gibt seit geraumer Zeit (revolutionäre) Gedanken in der Führungsriege des Mindener Bürgerbataillons, die sich damit beschäftigen, wie man den 335 Jahre alten Gedanken (sich für das Gemeinwohl einzusetzen), in die Neuzeit umsetzt.

Die Förderung des Gemeinwohls im digitalen Zeitalter muss unser aller Ziel sein!

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