Reisen, virtuell und interstellar

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Reisen und Bilder sind in der realen Welt naheliegenderweise miteinander verbunden, zum einen entstehen auf Reisen meist Bilder, zum anderen können Bilder auf Reisen geschickt werden. Nicht erst seit der Entstehung der Fotografie, sondern auch vorher entstanden bereits Reisebilder, meist Zeichnungen, aber auch Malerei. Auch in der virtuellen Welt gibt es diverse Reisemöglichkeiten, Möglichkeiten, z.B. den Avatar zu bewegen und die Umgebung zu betrachten. Auch hier können dabei Bilder entstehen, z.B. Screenshots von einem virtuellen Rundgang. Zeitreisen sind in der virtuellen Welt in gewisser Weise möglich, als Simulationen von Vergangenheit und Zukunft.

Es gibt virtuelle Umgebungen, die das Teleportieren an einen anderen Ort zu einer üblichen Form der Fortbewegung machen. In Science-Fiction-Filmen wird sowohl teleportiert, als auch durch Wurmlöcher gereist. Ein Wurmloch ist ein theoretisches Gebilde, das möglicherweise auch im realen Universum existieren könnte. Die gekrümmte Raumzeit lässt an einen Apfel denken, durch den sich ein Wurm frisst. Das von diesem erzeugte Loch verbindet zwei Orte der Apfel-Oberfläche auf nunmehr kürzerem Wege. Für Wissenschaftler, die sich mit der Relativitätstheorie und ihren Folgen beschäftigen, stellen sich in diesem Zusammenhang diverse Fragen, z.B. ob Wurmlöcher tatsächlich existieren, ob sie instabil sein müssten, und ob sie durch exotische Materie stabilisiert werden könnten. Währenddessen sind sie aber im Science Fiction Bereich bereits zu einem üblichen Transportmittel geworden.

Der Eingang zu einem Wurmloch wird manchmal als Tunnel, manchmal als Kugel dargestellt. Ob jemand die Reise durch ein Wurmloch überleben könnte, ist eine Frage, die sich stellt, da enorme Kräfte wirken müssten, die auch mit Gezeitenkräften verglichen werden, und Körper würden in die Länge gezogen durch die enorme Schwerkraft, was auch als Spaghettisierung bezeichnet wird. Es wurde auch bereits die Frage gestellt, ob es in der Mitte des Wurmlochs einen weniger spaghettisierenden Bereich geben könnte, ähnlich dem Auge eines Wirbelsturms. Natürlich bleibt es zur Zeit noch der Fantasie überlassen, solche Fragen zu beantworten, auch wenn sich die Physik durchaus mit dem Phänomen beschäftigt. Aber da Wurmlöcher aus ehemaligen massenreichen Sternen entstanden sein müssten, sind sie zur Zeit noch nicht für menschliche Raumfahrer erreichbar.

Während im Wurmloch die Schwerkraft enorme Ausmaße annehmen müsste, haben derzeitige Raumfahrer eher das gegenteilige Problem. Reale Astronauten beschäftigen sich mit den Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den Organismus, und betrachten die Erde aus einer Entfernung, aus der sie sehr gut sichtbar ist. Auch wenn die Mission von Alexander Gerst, dem deutschen Astronauten auf der Raumstation ISS, nach dem Foto “Pale Blue Dot” benannt wurde, auf dem die Erde nur noch als winziger blassblauer Punkt zu sehen ist.

“Pale Blue Dot”, Foto: NASA
By Voyager 1 [Public domain], via Wikimedia Commons

Dieses Foto wurde von der Raumsonde Voyager 1 aus einer Entfernung von etwa 6 Milliarden Kilometern gemacht. Der unserer Sonne am nächsten gelegene Stern Proxima Centauri befindet sich aber ca. 40 Billionen Kilometer entfernt, zur Zeit eine für die irdische Raumfahrt noch undenkbare Strecke. Oder mag es dorthin ein Turbo-Wurmloch geben? In der realen Welt und der nahen Zukunft können sich Internetnutzer auf weitere schöne Fotos vom blauen Planeten aus nicht allzu großer Entfernung freuen. Alexander Gerst, der sich bereits vom 29. Mai bis 10. November 2014 auf der ISS aufgehalten, und von dort aus Fotos und Nachrichten über soziale Netzwerke geschickt hat, ist für Juni bis November 2018 wieder als Besatzungsmitglied, und für einen Zeitraum von 3 Monaten sogar als Kommandant der ISS vorgesehen. Eine Spaghettisierung ist dort nicht zu befürchten, aber dennoch weiß man die italienische Küche zu schätzen: die ISS hat seit der Zeit des Aufenthalts der italienischen Astronautin Samantha Cristoforetti im Jahr 2015 die erste weltraumtaugliche Espressomaschine.

Das Foto “Pale Blue Dot”, gemacht von der Kamera der Raumsonde Voyager 1, hat die Erde aus einer Entfernung von mehreren Milliarden Kilometern erreicht. Das zeigt, welche erstaunlichen Reisen nicht nur die Avatare in der virtuellen Welt, sondern auch die realen Bilder heute antreten können. Zwar wurde dieses Bild über Radiowellen zur Erde transportiert, und damit quasi zwischenzeitlich entmaterialisiert, dennoch handelt es sich um ein reales Bild des Weltalls und des Planeten Erde, gemacht mit einer Vidicon-Kamera mit Teleobjektiv. Die Antenne der Sonde sendet auch heute immer noch Daten an die Parabolantennen des Deep Space Network, ein Netzwerk von Radioteleskopen für den Empfang von Daten aus dem Weltraum.

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