Die Anfänge der Kunst

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Text: Annette Bültmann

Tiermenschen gehören zu den ältesten Kunstwerken der Welt, so der über 30.000 Jahre alte Löwenmensch aus Mammutelfenbein, gefunden im Hohlenstein-Stadel im Lonetal oder der Hirschmensch aus der Höhle Trois Frères, entstanden in der Epoche des Magdalenien vor 14.000 Jahren.

Ob sie Schamanen oder Tiergottheiten darstellen, ist ungewiss, aber sie gehören ganz sicher zu den interessantesten Erzeugnissen der frühen menschlichen Kreativität.

By JDuckeck (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

Der Löwenmensch aus der Stadel-Höhle im Hohlenstein, Lonetal

Abgesehen von Handabdrücken und geometrischen Mustern oder Zeichen, die Rätsel aufgeben, zeigt die frühe Kunst ansonsten hauptsächlich Tiere, die Tiere der Eiszeit, wie Mammut, Höhlenbär, Höhlenlöwe, Wollnashorn, Steppenbison und die Tiere die wir heute noch kennen wie Ziege, Hirsch, Pferd, Rentier oder Steinbock. Der häufige abgebildete Steppenbison  ist ein Vorfahre der heutigen Bisons und Wisente.

Auch Darstellungen von Meeresvögeln, Robben und Fischen, Delphinen und Schildkröten wurden in Höhlen gefunden, die Grotte Cosquer befindet sich teilweise unter Wasser, ihr Eingang liegt ca. 37 Meter unter dem Meeresspiegel. Allerdings lag in der Eiszeit der Wasserspiegel zeitweise niedriger, am Tiefpunkt der letzten Eiszeit mehr als 100 Meter niedriger als heute. Europa war zu dieser Zeit teilweise vereist, Skandinavin und die Britischen Inseln lagen unter einer Eisdecke, die Alpengletscher waren weitaus größer als heute, und auch in Frankreich und Spanien, wo sich die meisten Fundstätten europäischer Höhlenkunst befinden, gab es Gletscher im Bereich höherer Gebirge. Die Pyrenäen waren weitgehend von Gletschern bedeckt, heute sind es nur noch ca. 10 km2, die weiter abschmelzen. Auch das kantabrische Gebirge, das weniger hoch ist als die Pyrenäen, hatte während der Eiszeit Gletscher. Viele steinzeitliche Höhlen liegen am Fuße der Pyrenäen und des kantabrischen Gebirges. In Frankreich und Kantabrien gibt es ca. 350 steinzeitliche Bilderhöhlen, weshalb man auch von frankokantabrischer Höhlenkunst spricht.

Archäologische Karte der frankokantabrischen Bilderhöhlen.
Rote Punkte: die wichtigsten Höhlen.
Weiß: ungefähre Ausdehnung der ständigen Vereisung.
Hellgrün: ungefähre Ausdehnung der jetzt unter Wasser liegenden Gebiete.
Quelle: Wikipedia

Abgesehen von Tieren sind in den Höhlen auch häufig geometrische Formen, Linien und Punkte zu sehen. Teilweise sind diese durch entoptische Erscheinungen, bzw. Visionen von Schamanen zu erklären (siehe z.B. Floco Tausin, Entoptische Erscheinungen und Mouches volantes als Motiv in der schamanischen Kunst).
Weitere Erklärungen wären, dass es sich um Symbole eines Kultes, also religiöse Symbole handelt, oder dass z.B. eine Anordnung von Punkten oder Linien eine frühe Form eines Kalenders darstellt.
Ebenfalls häufig zu finden sind Handnegative. Bei diesen wurden die Hände als Schablone auf die Wand gelegt, und mit einer Sprühtechnik mit dem Mund das Negativ erzeugt. Sämtliche nach der Radiokarbonmethoe bestimmten europäischen Handnegative stammen aus dem Gravettien, also der jüngeren Altsteinzeit vor ca. 35.000 bis 24.000 Jahren. Diese könnten eine Art Unterschriftensammlung der am Höhlenkunstwerk beteiligten Künstler darstellen, “wir waren hier”,  wir haben uns hier verewigt, wir waren eine Gruppe von Individuen. Und, wir haben dies mit unseren Händen gemacht. Oder könnte eine Ansammlung von Händen an bestimmten Wänden auf einen magischen Ort, eine besondere Bedeutung dieses Teils der Höhlenwand, hindeuten?
Die ältesten bekannten Höhlenkunstwerke Europas befinden sich nach derzeitigem Wissensstand in der spanischen El Castillo Höhle und haben ein Alter von ca. 40.000 Jahren.

CUEVA DEL CASTILLO, PUENTE VIESGO, 7 MAR 08
von Gabinete de Prensa del Gobierno de Cantabria [CC BY 3.0 es], via Wikimedia Commons

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