Kunstszene Atelier Mindener Museum.

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Zur Eröffnung der Ausstellung   KUNST | SZENE | ATELIER  im Mindener Museum  mit Bezug auf das 25jährige Bestehen des VfaK   am 18.11.2017

Einführung von Hartwig Reinboth

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich beginne mit einem Dank an Sie alle, dass Sie am heutigen Samstag hierher gekommen sind und auf diese Weise Ihr Interesse an der Kunst und an den hier lebenden Künstlerinnen und Künstlern deutlich machen. Fast könnte man auch sagen, Sie sind zu unserer Geburtstagsfeier gekommen, denn unsere diesjährige Ausstellung ist ja dem Anlass unseres 25jährigen Bestehens gewidmet. Wir freuen uns, dass wir hier so zahlreiche Gäste begrüßen können.
Als dieses Datum auf uns zugekommen ist und wir überlegt haben, wie wir darauf eingehen wollen, herrschte frühzeitig Übereinstimmung, dass wir nicht wie beim 20jährigen Jubiläum den VfaK in seinen verschiedenen Aktivitäten vorstellen und zugleich Rückschau halten wollten. Auch wollten wir bei diesem Anlass nicht erneut unsere kulturpolitischen Wünsche und Vorstellungen vortragen (das machen wir bei späteren Gelegenheiten dann wieder). Nein, diesmal sollten ganz direkt die in unserem Zusammenschluss organisierten Künstlerinnen und Künstler im Fokus stehen.
Wie sollte das verwirklicht werden? Durch eine Mitgliederausstellung, wie wir sie schon verschiedentlich durchgeführt haben? Ein anderer Gedanke hat sich sehr bald durchgesetzt: die  Künstlerinnen und Künstler sollten an ihren Produktions-stätten, also in ihren Ateliers präsentiert werden. Es sollte ein Buch mit Atelier-fotos entstehen. Schon ganz zu Beginn des Jahres traten dann Katrin Sandmann-Henkel und Birgit Rehsies mit konzeptuellen Vorschlägen und mit der Bereitschaft hervor, dieses Projekt unter ihre Fittiche zu nehmen. Und das haben sie dann mit vollem Elan und mit dem heute zu betrachtenden Erfolg getan!
Vor allem Katrin hat zum Glück vorab nicht ganz abschätzen können, was damit so alles auf sie zukommen würde. Allein die Organisation der Atelierbesuche, die Erstellung und Auswahl der Fotos war schon eine Mammut-Aufgabe, aber das ist ja nur der sichtbare Teil der Arbeit! Von unseren ca. 80 aktiven Mitgliedern haben 43 auf den Aufruf zur Beteiligung angesprochen und ihre Türen geöffnet. Also viele Termine, viele Gespräche, viele Überlegungen und –  ganz viele Fotos! Hier ist ja nur jeweils eines an die Wände gebracht, weitere sind im Buch zu finden, und jede Menge mehr befinden sich auf Katrins Festplatte.
Wie geht man an eine solche Aufgabe heran? Natürlich mit einem Plan, einer zumindest vage umrissenen konzeptuellen Vorstellung, über die natürlich im Vorfeld auch intensiv diskutiert wurde. Aber dann ist man vor Ort und hat es mit diesen so unterschiedlichen Menschen und ihren unterschiedlichen Verhaltens-weisen und Ideen zu tun – und dann ist doch alles (oder jedenfalls vieles) anders als geplant. Trotzdem sollte der eigene Blick der Fotografin, die eigene Idee von dem Projekt sich nicht im bunten Allerlei auflösen. Da braucht es Gespür und Erfahrung und Beharrlichkeit! Aber das ist ja eigentlich ein Kennzeichen aller künstlerischen Arbeit: man startet mit einer Idee, die einen in Gang bringt, man strebt auf ein ungefähr vorausgeahntes Ziel zu und man revidiert ständig diese Vorstellungen in Reaktion auf das, was sich ergibt und was nur bedingt steuerbar ist. Und genau das macht die Sache spannend und ertragreich!
So war es zum Glück auch für Katrin, wie sie uns zwischendurch immer bestätigt hat und das sieht man auch dem Ergebnis an. Das Ergebnis ist diese Foto-ausstellung und das gelungene Foto-Buch. Birgit Rehsies und Katrin Sandmann-Henkel hatten von vornherein sehr dezidierte Vorstellungen von der visuellen Qualität des Buches, die wir aus Eigenmitteln nicht hätten erreichen können. An dieser Stelle soll den Sponsoren, die uns unterstützt haben, unser Dank ausge-sprochen werden!  Die endgültige Gestalt des Ganzen ist zudem ganz entscheidend mitgeprägt durch das kluge Layout von Anja Richter, die dafür viel Zeit und ihre reiche Erfahrung eingebracht hat. Auch dafür unser Dank!
Aber was ist denn nun eigentlich so besonderes an einem Atelier? Was ist ein Atelier überhaupt? Ein Wort spielte in unserer Diskussion zunächst eine Rolle: das Atelier als ein Tat-Ort – also ein Ort des Tuns, des bildnerischen Handelns. Dagegen tauchten aber schnell auch andere Worte und Vorstellungen auf: ein Ort des Reflektierens, ein Rückzugsort, ein Ort auch der Selbstdarstellung und Selbstver-gewisserung, für manche aber auch einfach ein Labor, für andere dagegen ein geheimnisvoll aufgeladener Ort. Jeder hat da seinen eigenen Ansatz, seinen eigenen Zugang.
Es gibt auch die Atelierkritik, spätestens seit den plein-air-Malern des 19. Jahrhun-derts: Hinaus aus den Ateliers, hinaus ins Freie! Oder die Street-Art, die in den öffentlichen Raum provokativ eingreifen will. Der Künstler soll sich nicht im Atelier verkriechen!  Oder die Konzept-Art, die das Atelier und die ganze künstlerische Geschäftigkeit in Frage stellt. Hier könnte noch weiteres benannt werden. Es ist jedenfalls ein Ertrag der Kunstentwicklung des 20. Jahrhunderts, dass sie die künstlerischen Ansätze und Verfahren stetig erweitert hat und etliche romantische Vorstellungen, die sich an das Atelier knüpfen, verabschiedet hat.
Trotzdem – und das vermitteln die Fotografien hier im Raum und im Buch – ist das Atelier ein Ort mit einer besonderen Atmosphäre und mit besonderen Eigen-schaften, die sich anderswo nicht vergleichbar finden lassen. Deshalb werden sie gern aufgesucht und dokumentarisch festgehalten oder selbst wiederum zu einem eigenen Genre der Kunst. Ateliers werden museal konserviert (Cézannes Atelier in Aix en Provence), rekonstruiert (Francis Bacons Atelier, postum transferiert nach Dublin), Ateliers werden gemalt, fotografiert, gefilmt. Und: Ateliers werden gerne aufgesucht – wie unsere Veranstaltungsreihe der “offenen Ateliers” auch hier vor Ort beweist.
Die Ausstellung hat aber auch noch einen anderen Teil. Hier finden sich Objekte aus verschiedenen Aussstellungsprojekten unserer Vereinsgeschichte. Wer unsere Aktivitäten mitverfolgt hat, wird hier auf Bekanntes treffen und sich vielleicht an die jeweiligen Kontexte erinnern. Aber wir wollen hier natürlich keine historische Ausstellung vorführen, sondern wir setzen auf die ungebrochene Präsenz der ausgewählten Arbeiten.
Was uns erfreut hat, ist, dass die von den Künstlerinnen und Künstlern bis zu einem vom Vorstand gesetzten Termin vorgeschlagenen Beiträge so viele Jahre und Projekte unserer Vereinsgeschichte berühren. Das ist beinahe von selbst entstanden und wir mussten sozusagen nur noch das Arrangement der Objekte bestimmen. Das war für uns nicht von vornherein so absehbar. Wir hatten viele verschiedene Ideen für diesen Ausstellungsteil, die wir allesamt verworfen haben, weil sie nicht machbar oder unbefriedigend erschienen. Und dann hat sich beinahe wie von selbst diese Lösung ergeben …
Es gibt noch einen dritten Bereich der Ausstellung – das ist die Präsentation aller unserer Jahresgaben. Sogar die aktuelle Jahresgabe, die Gudrun Wentz gestaltet hat, ist hier schon in zwei Versionen zu sehen, obwohl wir sie offiziell erst im Dezember unseren Fördermitgliedern übergeben werden. Aber vielleicht inspiriert das ja den einen oder anderen dazu, eine Fördermitgliedschaft im VfaK in Erwägung zu ziehen. Wer die Reihe der Jahresgaben abschreitet, kann sehen, wie vielfältig die künstlerischen Ansätze und die eingesetzten Techniken sind. Birgit Oldenburg betreut für uns die Jahresgaben, zuvor hat es Mary Wehling van Blaricum getan. Noch eine Gelegenheit hier Dank zu sagen.
Der letzte Dank geht noch einmal an Sie alle für Ihr Kommen und für Ihre    Aufmerksamkeit!

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