Die Wüste lebt

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Text und Fotografien: Annette Bültmann

 

 

Die Wüste lebt, und das gilt auch für die Betonwüsten der heutigen Stadtgebiete. Der Titel dieses Dokumentarfilms aus den 50er Jahren kann als symbolisch betrachtet werden für erstaunliche Anpassungen an zunächst mal als unwirtlich erscheinende Lebensräume. Und so erstaunt es nicht, dass der Mensch auch heute, teilweise ohne es zu wollen, in einem Biotop lebt. Kleine graue Lebewesen bevölkern die Betonwüste, wie Maulwürfe, Mäuse, Ratten und Tauben. Auch Wühlmäuse sind nicht weit, und in manchem stadtnahen Gewässer schwimmt der Bisam, der eigentlich eine große Wühlmaus ist. Dieser ist allerdings nicht grau, und auch so manches andere in den Städten zu findende Tier nicht. Die graue oder graubraune Farbe mancher Stadtbewohner ist wohl noch nicht als Anpassung an den Beton zu betrachten, sondern aus dem ursprünglichen Lebensraum, wie Felsen, oder sandigem Boden, übernommen. Aber es erstaunt nicht, dass die Klippen der Stadtlandschaft ehemalige Felsenbewohner anziehen, wie z.B. die städtischen Tauben, die wohl großenteils Nachkommen verwilderter Brieftauben sind. Die Brieftaube ist eine domestizierte Form der Felsentaube, die als Wildform an Klippen und in Berggebieten in Felsspalten nistet. Auch Turmfalken sind ursprünglich Felsbrüter, und Mauersegler, dem Namen nach segeln sie wohl schon recht lange um Mauern, brüteten ursprünglich ebenfalls an Felsen wie heute noch im Elbsandsteingebirge, aber heute hauptsächlich an höheren Gebäuden aus Stein, vermutlich seit den Burgen des Mittelalters.
Nicht alle Tiere in den Städten sind frühere Felsen-Bewohner, und nicht alle sind grau. Andere Kulturfolger, die an vielen Orten angetroffen werde können, sind Dohlen und überhaupt Rabenvögel, die auch in Sagen und Märchen eine Rolle spielen, und sicher schon seit langem in der Nähe des Menschen leben. Enten, Gänse, Schwäne bevölkern die Teiche, Singvögel die Gärten. Fische schwimmen in den Seen, Möven und Fischreiher suchen dort nach Nahrung. In manchen Städten gibt es Kaninchen, die auf Verkehrsinseln grasen, und fast überall, wo es Menschen gibt, lockt das Licht Insekten an, und die Fledermäuse sind nicht weit.

 

 

 

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