Prof. Martin Roman Deppner verabschiedet sich vom FB Gestaltung in Bielefeld

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Ansprache von Prof. Roman Bezjak anlässlich der Verabschiedung von Martin Deppner

Martin Roman Deppner wird nun, zum Ende des Semesters, seine lange akademische Kariere beenden. Und das an dem selben Ort, an dem sie vor mehr als 40 Jahren begonnen hat. Nämlich hier am Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld. Martin Deppner hat seine erste hochschulische Ausbildung in der Studienrichtung Fotografie und Medien erhalten. Darauf folgte das Studium der Ästhetischen Bildung an der Hamburger Universität mit Magisterabschluss und die Promotion in Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte.
Fortan setzte sich Martins Laufbahn auf zahlreichen Stationen als Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Wissenschaftlicher Assistent, Lehrbeauftragter, Gastprofessor, Vertretungsprofessor in Hamburg, Lüneburg und Oldenburg fort. Er hat in vielen Wissensgebieten und Lehreinheiten unterrichtet, so z.B.: Kunstwissenschaft, Kulturmanagement, Kulturgeschichte, Kunstpädagogik, Medienwissenschaft, Medientheorie und Jüdische Studien.

Ein Umstand, der dem Fachbereich zu Gute kommen sollte. Denn als er 2001 zum Professor am Fachbereich berufen wurde, war er ein erfahrener und versierter Lehrender, der nicht nur ausgesprochenen, geradezu phrenetischen Zuspruch von der Studierendenseite erhalten sollte, sondern den Fachbereich über mehr als ein Jahrzehnt prägen sollte:  als Lehrender, als Wissenschaftler innerhalb des FSP und als Dekan.

Ich habe Martin als Kollegen ab 2004 während eines gemeinsamen Projektes näher kennen lernen können. Es ging um den prägenden Einfluss jüdischen Denkens auf die Kunst und Kulturgeschichte, insbesondere auf die Fotografie. Als praktische Arbeitet leitete sich daraus die fotografische Beobachtung der jüdischen Gemeinden und des Judentums in Deutschland ab. Das Projekt „jüdisches“ ist ein Paradebeispiel für Martin Deppners Philosophie der Lehre; der produktiven Verknüpfung von theoretischer Reflexion und praktischer gestalterischer Arbeit. Martin hat uns mit seinem Wissen und seiner Forschung auf dem Gebiet des jüdischen Denkkultur einen Horizont aufgezeigt und ausgeleuchtet, zu dem die Studierenden aufbrechen konnten und aus dem dann später eine Ausstellung entstanden ist, die wir als letzte von zahlreichen Stationen im Jüdischen Museum in Berlin gezeigt haben.

Während seiner Zeit als Dekan von 2005 bis 2012 hat Martin Deppner Verantwortung auf zentraler Stelle für den gesamten Fachbereich übernommen. Nicht nur die Vertretung des Fachbereichs nach innen und nach außen, sondern auch die inhaltliche Ausrichtung gehörte zu seinen Aufgaben. Mit ihm wurde der MA mit gleichberechtigtem Theorieanteil und der möglichen Perspektive zur Promotion eingerichtet, entsprechend den guten Erfahrungen aus der Lehre und entsprechend auch der eigenen Biographie, die ihn von der Gestaltung  zur Theorie führte.

Mit Martins Weggang, der durch mehrfache Dienstzeitverlängerung immer wieder hinausgezögert werden konnte, verliert der Fachbereich eine seiner Führungsfiguren, einen kooperativen und zugewandten Kollegen und einen versierten, mit Lust und Leidenschaft agierenden Lehrenden, der eine unglaubliche Fähigkeit hat, Studierende zu begeistern, in dem er die so angeblich graue Theorie immer wieder, und immer wieder neu, zum Schillern bringt.

Im Namen des Fachbereich möchte ich mich ,lieber Martin, für alles Geleistete bedanken. Besonders im Namen der Studierenden darf ich sagen, dass dein Weggang schmerzt und persönlichen Dank darf ich anschließen, denn ich habe viel von dir lernen können.

 

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Fachbereich Gestaltung, FH Bielefeld: Die Bielefelder Schule. Fotokunst im Kontext. Ausstellung vom 7.9. bis 7.12.2014 in den Räumen der ehemaligen Stadtbibliothek.

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34. Bielefelder Fotosymposium “Strukturen in der Fotografie”

 

Danksagung von Martin Deppner an den FB Gestaltung

Ihr Lieben!

Es war eine anregungsreiche Zeit:
Es war zum Lachen und zum Heulen, es war das Chaos in dem ich verzweifeln aber auch aufblühen konnte.
Wo anders gibt es eine Reibungsfläche, die Widerstand und Zuneigung zugleich hervorzurufen versteht? Wo noch können aus einer täglichen Fahrt ins Blaue stets neue Gedanken und Entwürfe, Bilder und Bücher entstehen,  wo kann Mode als Botschafterin des Körpers neben Fotografien der menschlichen Abgründe treten um gemeinsam Einblicke in die Haltungen unserer Zeit zu geben? Und wo wird Schrift Bild, Schriftbild, das Form und Inhalt verbindet und unmittelbar aufzeigt, dass jeder Entwurf Konzept, Reflexion beinhaltet?


Die Wechselwirkungen von kreativer Kraft der Studierenden und Impulsen der Lehrenden haben mich sehr oft mitreißen können, und sie haben das Überleben im bürokratischen Hochschulalltag möglich gemacht.
Dafür danke ich von Herzen, den Studierenden, die meinen Anregungen eigene Ideen entlocken konnten, die mich stets aus Neue forderten sowie mit ihren Hinweisen deutlich machten, dass Sie weiterdenken.
Ich danke dem Kollegium, das mir in zahlreichen Projekten Entfaltungsmöglichkeiten bot, das meine Vorstellungen von konzeptioneller Gestaltung kritisch begleitete und diesen hin und wieder zustimmte, jedenfalls dann, wenn es um die konkrete Verwirklichung von Ausstellungen, Katalogen und Magazinen ging.
Ich danke der Verwaltung im Fachbereich und in der Hochschule für ein stets positiv gestimmtes Entgegenkommen bei der Bewältigung alltäglicher Hindernisse. Den Mitarbeitern in den Werkstätten und Laboren bin ich dankbar für eine verständnisvolle Zusammenarbeit.
Der Fachbereich Gestaltung hat in seiner Struktur und Ausrichtung vor allem durch drei wesentliche Schwerpunkte seines Profils meine Tätigkeit nicht nur begünstigt, sondern auch beflügelt.
Das sind 1. die Ausrichtung des Studiums auf vorzeigbare Projekte, namentlich Ausstellungen, Publikationen und die jährlich stattfinden Modenschauen.
2. die Einbeziehung von Forschung und Förderung von forschungsorientierten Symposien, besonders sind hier die Aktivitäten des Forschungsschwerpunktes Fotografie und Medien zu nennen und
3. die Zusammenarbeit mit vor allem regionalen Institutionen wie der Kunsthalle, dem Kunstverein, dem Historischen Museum, MaRTA Herford und dem Museum für Kunst und Design Huelsmann z.B.
Diese Merkmale, die der Fachbereich auch in einem modularisierten Studium im Wesentlichen beibehalten konnte sind auch  Merkzeichen im Vergleich mit Fachbereichen ähnlichen Typs. Insbesondere das projektorientierte Publizieren ist zu einem Vorbild geworden, mit überregionaler Ausstrahlung.
Den Studierenden möchte ich  somit ans Herz legen sich in diese Prozesse einzuschalten und ihre Kreativität darin zu entwickeln. Projekte bauen Hierarchien ab, lassen Zusammenhänge besser erkennen und fördern die Lebendigkeit des Denkens und Handelns. In einer Welt, in der die Informationsfluten die Orientierung erschweren, ja zu zerreißen drohen, gilt es die Liebe zum Gegenstand aufrechtzuerhalten – das scheint mir heute schwieriger als früher. Apropos früher: Bei meinem Abschied möchte ich nicht versäumen den Vordenkern der aufgezählten Strukturmerkmale zu danken, die diese Art des Studiums ja erst ersinnen und durchsetzen mussten: Jörg Boström, Gottfried Jäger und Gerd Fleischmann z.B., Hochschullehrer, von denen ich bereits in meinem ersten Studium viel lernen konnte und die mir halfen, meine Liebe zur Gestaltung durch meine Liebe zur Wissenschaft zu ergänzen.

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Bielefelder Schule der Fotografie: Symposium 2014. Prof. em. Gottfried Jäger und Prof. em. Jörg Boström.

Ich wünsche dem Fachbereich eine gute Entwicklung und das richtige Gespür für die Lösung  kommender Aufgaben.
Den Studierenden wünsche ich den Mut zu den eigenen Fähigkeiten zu stehen und diese auch gegen Widerstände zur Wirkung zu bringen: Setzt euch zum Ziel, besser zu werden indem ihr die Routinen, die sich schnell einschleichen, gar nicht erst zum Zuge kommen lasst. In jedem festgelegten System gibt es Lücken, findet sie, macht sie zu eurer Sache, setzt auf die Lebendigkeit eurer Ideen, dann wird auch deren Umsetzung zu einer innovativen Praxis.  Nicht die Wiederholung des Bekannten stellt den so oft gewünschten Praxisbezug her, sondern die in der Hochschule entwickelten Neuerungen im Denken, im Gestalten, im Leben.


Zum Abschied übergebe ich dem Fachbereich noch das Ergebnis eines Projektes, das sich genau in dem Klima entwickeln konnte, das ich beschrieben habe. Heute ist der Katalog erschienen, der die Ausstellung wiedergibt, die im letzten Herbst im Museum Huelsmann ausgestellt wurde und die Ergebnisse einer Exkursion nach Amsterdam zusammenfasst. Es ist ein gemeinsames Projekt zwischen dem Fachbereich Gestaltung der Fachhochschule Bielefeld und dem Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund. Mit unserer Kollegin Cindy Gates ist es zusammen entwickelt und durchgeführt worden.
Das Ziel war es, die street photography durch einen ungewöhnlichen Blick zu aktualisieren, durch einen Blick auf ein modernes Leben in einem historischen Kosmos aus Architektur und an Bilder reichen Museen: „Photography in Streets of History“.

Ich danke dafür, dass ich bei euch sein durfte und ich danke dafür, dass ihr mich so herzlich verabschiedet.

Martin Roman Deppner, Bielefeld, 22. Juni 2016

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