Heyoka

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„HEYOKA“ (I)

Im Bürgerzentrum Mindens (NRW) gibt es seit Ende April eine Fotoserie des Portaner Medienwolpertingers Christoph Droste zu besichtigen. Die mit „HEYOKA“ betitelte Ausstellung beschäftigt sich zum einen mit bedecktem Akt in Schwarz Weiß – zum anderen aber mit einer spannenden Idee. Was wäre aus jener kleinen ethnologischen Randgruppe geworden, hätte man Sie im Verlauf unserer Geschichte nicht überrannt.

AB: Herr Droste, wie kam der „rote Faden“ letztendlich zustande?

CD: Die Idee, Aktfotografie mit mythologischen und ethnologischen Querverweisen zu versehen um eine andere Wirkung zu erzielen als im klassischen Akt, ist von vielen Fotografen und Künstlern behandelt worden. Mir ging es aber nicht einfach um effekthascherisches Plus oder Augenwischerei welche letzten Endes vom Aktthema ablenken soll, sondern vielmehr um den Wunsch, Geisteshaltungen und Eigenschaften in nahezu symbolischer Form zu erzeugen. Ich wollte Figuren mit nachhaltiger Wirkung erschaffen, die mit der Zeit, mehr und mehr ihre Geschichten erzählen können. Dass diese künstlich erschaffenen Protagonisten lediglich mit knappen, selbst gestalteten Kostümen daher kommen ist nur der offensichtliche Teil… quasi der Einband. Der Anteil der Erotik schwankt somit natürlich von Motiv zu Motiv.

Natürlich kann man, wie einige Hobbyfotografen es bereits etliche Male taten und weiterhin tun werden, einem Nachbarn ein Indianer-Faschingskostüm aufsetzen, ein erotisches Halbporträt zustande bringen, und bspw. bei Instagram eine Million Herzen gewinnen. Junk Konsum pflege ich auch gelegentlich. Aber für offensichtliche Respektlosigkeiten kultureller Natur blind sein? Da kommt mir immer noch die Galle hoch. Als ich dem gewahr wurde, war der Wunsch umso größer, bereits ältere Motive einmal in einer Ausstellung, angeführt von kritischen Konsumenten zu sehen. Und zwar bevor sich eventuell eine Hype- Tendenz, angeführt von falschen, oder fehlenden Ideologien breit macht. Schließlich habe ich Ethnologie nicht studiert, sondern lediglich in meiner Traum- und Ideen-Kiste gegraben. Somit kann ich problemlos jeden noch so kleinen Querverweis der Kostümierungen vor mir selbst rechtfertigen. Peter Ludwig und Peter Küstermann haben für das BÜZ die Fährte aufgenommen, und sich somit dankvoller Weise mit mir und jenen Werken auseinandergesetzt.

AB: Seit wann hat die Thematik in Ihrem Portfolio als Bildermensch einen festen Platz bekommen?

CD: Das erste Motiv dieser Reihe entstand 2008 und ist natürlich auch in der Ausstellung zu sehen. Damals habe ich mir die Mühe gemacht, einen farbigen Akt, neu zu tonen. Darauf habe ich aber kaum ein Abbruch im S/W. 2011 bis 2014 entstanden die Kern-Motive jener Ausstellungsreihe. Die Fotoserie „BLIND“ z.B. Hier gab es das erste mal ein aufwendigeres Shooting mit Kostümierung und Studioequipment. Eine Art geisterhaftes, indianisches Kriegerwesen entstand. Im letzten Bild dieser Reihe, gleicht es einer art- Statue, die zerrüttet und erodiert vom Wind hinweg getragen wird.

AB: Nochmal kurz zum Begriff Heyoka. Hast Du das Buch „der göttliche Schelm“ gelesen?

CD: Noch nicht. Aber da ich irrwitzigerweise schonmal darauf angesprochen wurde, habe ich kurz vor Ausstellungseröfnung das letzte „bezahlbare“ Exemplar bei Medimops geordert. Ich kann bisher soviel sagen,- das es tatsächlich ein echter Gewinn in meinem spärlichen Bücher- Best Of geworden ist. Die ersten Aufzeichnungen,- bzw. Geschichten vom UR-Heyoka sind einfach zum schießen komisch und regen dennoch zum NACH- denken an. Es ist ganz eindeutig, das der Humor, der Winnebago-Indianer,- Pointen-bezogen ist, und nahezu immer einen Meta Ebene besitzt. Genau mein Fall,- das ganze. Momentan bin ich am Beginn der Geschichte. Der noch frisch vom Heyoka besessene Chief, führt seinen Stamm auf herrlichste Punk- Manier hinter’s Licht um sich schließlich gänzlich abzukapseln von der Welt um Krieg, Hunger, Ernte, und dem rein- körperlichem Überleben. Auf seiner Reise durch die Pampa werden die Grenzen von Ihm, seinem Geist, seinen Körperteilen (Penis und Anus haben eine eigene Persönlichkeit, und streiten auch gerne mal mit ihm), und auch anderen Lebewesen aufgehoben und neu gezogen. Der ganze Dialog scheint von Vorhinein als traumbehaftete Selbstunterhaltung angelegt… Ich bin gespannt was C. G. Jung, zum Ende des Buches dazu zu sagen hat. Momentan bin ich also wie gesagt noch bei der Urgeschichte, wiedergegeben von einem Mann namens Sam Blowsnake. Ein Indianer des Thunderbird Clans, und hier auch Begleiter vom Anthropologen, Paul Radin, welcher der Geburtshelfer, bzw. Initiator dieses wunderbaren Buches ist.

Anm. Redaktion:

C. Droste hat uns ein dokumentarisches Foto, der aktuell entstehenden, neuen Bildreihe zukommen lassen. Wir sind gespannt auf die Fortsetzung. Teil der Kostümierung hier, nennt er „Inka-Influenca“.

HEYOKA HÖRSPIEL 00:00 Trotz & Aber – contra darwin sessions (H. Krückemeier: banjo), 04:13 feat. Marcel Komusin (spoken word – exhi-live-excerpts, BÜZ Minden)  https://www.youtube.com/watch?v=7LjIrHNbGT8

 

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