Extrablatt für das globale Dorf

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Morgenzeitung, Abendzeitung, Extrablatt, Sensationsmeldung! Es gab Zeiten, da waren Papierzeitungen das angesagte Medium, ein Zeitungsabonnement gehörte zu einem geordneten Haushalt, aber auch auf den Straßen wurden sie verkauft, in Cafés gelesen, die aktuellsten Nachrichten wurden auf diesem Wege transportiert und verbreitet. Daher hatten manche Zeitungen täglich zwei Ausgaben, und Extrablätter wurden auf den Straßen angepriesen. Bibliotheken hatten Zeitschriftenlesesäle. Zeitungen waren allgegenwärtig und wurden daher auch nach dem Lesen weiterverwertet, z.B. als Verpackungsmaterial oder Tapete.
Zeitungsstände an Bahnhöfen versorgten die Reisenden, Zeitungen aus anderen Teilen des Landes wurden fast noch druckfrisch an Flughäfen als Zeitungsbündel abgeworfen, und zu den Zeitungskiosken der Metropolen verfrachtet.
All dies waren die Erscheinungen des Zeitalters, das von Marshall McLuhan als Gutenberg Galaxis bezeichnet wurde.

Foto: Noske, J.D., Nationaal Archief / Anefo, CC0

Foto: Noske, J.D., Nationaal Archief / Anefo, CC0

Es gab Zeitungen, bei denen man die Druckerschwärze regelrecht riechen und an den Fingern spüren und sehen konnte, gelegentlich färbte sie auch ab auf Tischdecken und Kleidungsstücke. Zeitungen und Zeitschriften sind daher neben dem Buch das typische Druckwerk, aber die Medienlandschaft seit Beginn des Internetzeitalters erlebte in den vergangenen Jahrzehnten einen raschen Übergang ins elektronische Zeitalter.
Ein Medienwandel, der ungefähr die Dimension hat wie der Übergang vom geschriebenen Buch zum Buchdruck, anno Gutenberg. Im Gegensatz zu McLuhans Gutenberg Galaxis wurde die Internetwelt schon als Google Galaxis betitelt. McLuhan prägte aber für die elektronisch vernetzte Welt den Begriff „Globales Dorf“.
„Der Buchdruck neigte dazu, die Sprache von einem Mittel der Wahrnehmung zu einer tragbaren Ware zu verändern.“ schrieb McLuhan, fand man die Entstehung des Buchdrucks damals gut, oder eher weniger, bevorzugte man das handgeschriebene Manuskript? Es wurde niemand so wirklich gefragt. Sicher gab es Meinungen dazu, aber die fortschreitende Vervielfältigungstechnik war natürlich nicht aufzuhalten, und ermöglichte sehr viel mehr Menschen als zuvor den Zugang zu Büchern.
Auch heute wird nicht wirklich gefragt, ob man den Medienwandel möchte, er ist wohl schon da. Allerdings begann er nach McLuhan schon mit der Elektrizität, der durch sie ermöglichten Übertragung, die “instantaneous”, also zeitlos ist. Das gilt für die Telegrafie, Radio und Fernsehen, und andere elektrische Medien. Er spricht auch von “dem Zeitalter der Elektrizität, das uns die Möglichkeit eines augenblicklichen Erfassens des Gesamtfeldes gab” (McLuhan, die magischen Kanäle, 1992).

Britische Postingenieure inspizieren Guglielmo Marconis drahtlose Telegrafiegeräte während einer Demonstration auf der Insel Flat Holm Island am 13. Mai 1897. Dies war die weltweit erste Demonstration der Übertragung von Funksignalen über das offene Meer zwischen Lavernock Point und Flat Holm Island, über eine Entfernung von 3 Meilen. Quelle: Wikimedia Commons

Eins der Charakteristika der heutigen neuen Medien ist die Möglichkeit der stärkeren Beteiligung der Nutzer, ehemals Leser genannt. Zweitens haben natürlich Katzen einen größeren Stellenwert bekommen, jedenfalls, wenn man den Bereich der sozialen Medien in die Betrachtungen über Internetveröffentlichungen mit einbezieht.
Soziale Medien habe eine eigene Form der Kommunikation entstehen lassen, das Teilen von Fotos, von Reiseerlebnissen, von kurzen Anekdoten, aber auch von Nachrichten zu bedeutenden Ereignissen, und der Möglichkeit, zu kommentieren. Das Chatten ist auf einigen Plattformen möglich, der „Gefällt-mir“-Button ist als erhobener Daumen eine spezielle Eigenart von Facebook, aber auch bei anderen sozialen Netzwerken besteht die Möglichkeit zu „liken“ oder Bewertungen abzugeben.
Zweitens haben natürlich Katzen einen größeren Stellenwert bekommen, jedenfalls, wenn man den Bereich der sozialen Medien in die Betrachtungen über Internetveröffentlichungen mit einbezieht. Soziale Medien habe eine eigene Form der Kommunikation entstehen lassen, das Teilen von Fotos, von Reiseerlebnissen, von kurzen Anekdoten, aber auch von Nachrichten zu bedeutenden Ereignissen, und der Möglichkeit, zu kommentieren. Das Chatten ist auf einigen Plattformen möglich, der „Gefällt-mir“-Button ist als erhobener Daumen eine spezielle Eigenart von Facebook, aber auch bei anderen sozialen Netzwerken besteht die Möglichkeit zu „liken“ oder Bewertungen abzugeben.
Katzenbilder werden häufig gepostet, geteilt und geliked, und auch Selfies haben in den letzten Jahrzehnten eine rege Verbreitung gefunden. Z.B. gibt es Selfies von Leuten, die sich in die Nähe von Orkanen begeben, oder auf erhöhten Plätzen stehen. wie Klippen oder hohen Gebäuden. Es gibt Selfies kurz vor dem Haiangriff, diese sind zum Glück meist Fotomontagen. Es gibt Orte, die für Selfies besonders beliebt sind, an denen sich täglich der Selfie-Wahnsinn abspielt, Orte wie das Empire State Building, der Eiffelturm, oder auch der Zuckerhut, oder das Matterhorn.

Nils-Björn am Zuckerhut, Foto: Astrid

Die neuen Medien haben schon so manches unerwartete Phänomen hervorgebracht. McLuhan schreibt in „Die magischen Kanäle“: Es ist sehr aufschlussreich, das Embryonalstadium einer neuen Entwicklung zu verfolgen, denn während dieser ersten Wachstumsperiode wird sie oft falsch verstanden, ob es sich nun um den Buchdruck, das Auto oder das Fernsehen handelt. Gerade weil die Menschen zuerst nicht an ihr Wesen denken, versetzt die neue Form den Beobachtern in ihrem magischen Trancezustand einige aufschlussreiche Schläge.“
Es wäre sicher interessant geworden, wenn Marshall McLuhan auch die Entwicklung des Internet hätte beobachten können.
McLuhan bezeichnete seine Zeitgenossen als Schlafwandler, weil sie sich in einer mit Hilfe der Medien selbst erzeugten Trance befinden, und dadurch die Eigengesetzlichkeiten dieser Medien nicht mehr erkennen.

Portrait of Felix Nadar (1820-1910), Photographer and Aeronautical Scientist, Smithsonian Library, Quelle: Flickr Commons

Aber würde er in der heutigen Zeit nicht manchmal selbst denken, in einer Art Traum zu sein oder zu schlafwandeln, wenn er Pferdekutschen neben Omnibussen sähe, oder Heißluftballons gefilmt von Flugdrohnen? Solche Zeitreise-Effekte sind in der heutigen Zeit ja nicht selten anzutreffen, und so könnte man sich fragen, ist das Gutenberg-Zeitalter wirklich zu Ende gegangen, oder exisitieren in einer postmodernen Welt mehrere Zeitalter nebeneinander?
Wusste Marshall McLuhan, der gelegentlich als Prophet bezeichnet wurde, dass das globale Dorf des Internetzeitalters bevölkert sein würde von …sehr vielen Katzen?

Prof. Marshall McLuhan im globalen Katzen Dorf
Prof. Marshall McLuhan in the Global Cat Village

 

Möglicherweise nicht, aber er wusste vermutlich dass das Internetzeitalter beschäftigt sein würde mit Wellness, Sport, Vitaminen, der Ernährung, Unter- und Übergewicht, Krankheiten aller Art – „Praxis Dr. Google“, mit dem Wetter, und Kleidung für jedes Wetter, mit Wegen und Transportmitteln, etc… all dies betrifft die Welt des Physischen, und McLuhan meinte:
„The central nervous system has gone numb, for survival, i.e. we enter the age of the unconscious with electronics, and consciousness shifts to the physical organs, even in the body politic. There ist great stepping up of physical awareness and a big drop in mental awareness when the central nervous system goes outward.“
„Das zentrale Nervensystem ist taub geworden, um zu Überleben, d. h. wir treten mit Elektronik in das Zeitalter des Unbewussten ein, und das Bewusstsein verlagert sich zu den physischen Organen, sogar im Staatskörper (Gemeinwesen). Es gibt eine starke Steigerung des physischen Bewusstseins und einen starken Rückgang des mentalen Bewusstseins, wenn das zentrale Nervensystem nach außen geht.“ (Marshall McLuhan, Counterblast, 1970, S.42)

Wie sieht nun das globale Dorf aus, mit einem stark gesteigerten physischen Bewusstsein? Es ist ein Dorf, das 37 verschiedene Uhrzeiten kennt (so viele Zeitzonen sind weltweit zur Zeit in Benutzung laut https://www.timeanddate.de ), und in dem immer jemand vor kurzem gestorben ist, und in dem immer gerade jemand geboren wird. Vor kurzem verstorben ist Quentin Fiore, Designer des McLuhan Buchs “Das Medium ist Massage”. Er wurde fast 100 Jahre alt. Das globale Dorf ist ansonsten bevölkert von sehr vielen Katzen, und von Impfgegnern und Impfbefürwortern. Tatsächlich lese ich immer öfter Beiträge im Internet, in denen die Überzeugung herrscht, dass es entweder tödlich ist, sich impfen zu lassen, oder dass es tödlich ist, sich nicht impfen zu lassen. Ist das die Äußerung eines stark gesteigerten physischen Bewusstseins, die diese polarisierte Betrachtungsweise bewirkt, bei der die Einstellung zu einem medizinischen Verfahren, dessen Schaden und Nutzen von Expertenkomissionen ständig situationsabhängig neu bewertet wird, zum Beispiel bei den Empfehlungen zur Zusammensetzung der jährlichen Grippeschutzimpfung, zur Weltanschauung stilisiert wird? Oder ist es nur das übliche Schlafwandeln, das McLuhan schon seinen Zeitgenossen attestierte, Schlafwandeln aufgrund des hypnotischen Zustand, hervorgerufen durch das Nichterkennen der Eigengesetzmäßigkeiten des Mediums?

 

Prof. Jörg Boström, Herausgeber des vm2000.net, im globalen Katzen Dorf
Prof. Jörg Boström, Editor of vm2000.net, in the Global Cat Village

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