Lansen Pferdestall Atelier

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Du hattest eine zeitlang ein Atelier in Mecklenburg, das in einem ehemaligen Stall untergebracht war?

So kann man das sagen, aber das ganze Haus war ein Pferdestall, und dort haben wir eine Wohnung eingerichtet, und eben den großen Raum, wo die Pferde untergebracht waren, als Atelier. So ein großes Atelier hatte ich mein ganzes Leben nicht. Und auch bis heute war das mein bestes und schönstes und größtes Atelier.

Das glaube ich gerne, das war ja dann sicher sehr viel größer als ein normaler Wohnraum?

Ja, ein normaler Wohnraum wurde angeschlossen.

Und Ihr hattet den Stall  damals selbst zum Wohn-und Atelierraum umgebaut?

Ja, der war ja schon vorbereitet als Wohnraum, im Anschluss, kleiner, und den Stall der für Pferde gedacht war, den habe ich dann umfunktioniert für meine Bilder.

HmHm, ah ja. Also das Gebäude war vorher als Stall mit angeschlossenem Wohnrum vorgesehen?

Ja genau.

Und aus dem Stall hast Du das Atelier gemacht.

So isses.

Da kann man natürlich sicher Einiges machen, in so einem Stall?

Ja. Du kannst aber auch in meinen Bildern gucken, da wirst Du sicherlich den Stall in Fotografien finden. Aber jetzt unterhalten wir uns ja.

Hmhm, ich habe auch schon einige Bilder davon gesehen, sowohl Innen- aus auch Außenansichten.

Ja, genau. Das war eine schöne Zeit.

Das glaube ich gerne, das war sicher von Vorteil für die großformatige Malerei?

Ja, absolut. Da sind manche Bilder entstanden, die sonst garnicht entstanden wären.

 

 

Ein bisschen richten sich die Formate schon auch nach den Möglichkeiten, wahrscheinlich?

Jaja. So großformatige auch Materialbilder, wie ich sie damals gemacht habe, mit Material aus dem Teich, die könnte ich jetzt heute nicht mehr malen, hier in Minden.

Ach ja,

So einen großen Teich mit soviel altem Pflanzenmaterial, und auch nicht so ein großes Atelier, wo ich am Boden malen kann.

Du hattest die Pflanzen aus dem Teich damals auf die Leinwand gebracht?

Genau. Und die Leinwand lag am Boden, ne, das war ein Malen sozusagen auf dem Boden. Nicht auf einer Staffelei.

Du hast wahrscheinlich aber teilweise auch auf der Staffelei gemalt, oder hast Du zu der Zeit immer auf dem Boden gemalt.

Das auch, ich habe beides gemacht. Die Großformate waren aber am Boden entstanden.

Ah ja, d.h. alle Deine sehr großformatigen Bilder sind liegend am Boden entstanden?

Genau. Eine kleine Erinnerung an der Maler Jackson Pollock, der auch sehr gerne am Boden gemalt hat.

Wobei ja Deine großformatigen Bilder größtenteils nicht informell sind.

Die sind informell durch das Material, aus dem Teich.

Stimmt, die Materialbilder könnte man als informell bezeichnen, aber ich glaube Du hast auch einige großformatige Malereien, die gegenständlich sind, oder?

Ja ja. Mit Staffelei ist für mich großformatig zu arbeiten nicht so leicht, das mache ich auch gerne am Boden.

 

D.h gegenständliche Bilder großformatig malst Du auch eventuell am Boden?

Eventuell, ja. Aber jetzt schon lange nicht mehr. In Minden habe ich am Boden noch nie gemalt.

Ah ja. Ich habe mich gerade gefragt, ob sich dadurch eine andere Malweise ergibt, als wenn man auf der Staffelei malt.

Das ist wohl der Fall, ja.

Ob dann die Bilder quasi mehr vom Rand zur Mitte hin entstehen, wenn sie am Boden liegen, und man um die Bilder herum geht. Ich versuche mir das gerade vorzustellen.

Das Atelier war sicher auch für das selbst Anmischen von Farben von Vorteil? Das geht ja sicher besser mit reichlich Platz.

Ja, die Pulverfarben kann man gut in “Wasserfarben” umwandeln, wenn man viel Platz am Boden hat. In der Wohnung wäre das unangenehm für den Boden, da kämen immer wieder Farbflecken auf den Boden.

Man kann auf den Fotos von Deinem Atelier auch schonmal Eimer sehen, hast Du damals eimerweise Farben angerührt?

Ja, einige schon.

Und Du hattest ein ganzes Regal voll mit Pigmenten?

Ja, voll mit Pulverfarben, in Gläsern.

 

 

Hast Du auch schonmal versucht mit Tropftechniken zu experimentieren, ähnlich Jackson Pollock?

Ja, ich habe ein bisschen sowas probiert, ich weiß aber nicht mehr genau. Von Pollock habe ich mich jedenfalls anregen lassen.

Stimmt, ich erinnere mich, dass es Bilder von Dir gibt, wo teilweise Tropfen zu sehen sind, oder herunterlaufende Farbe.

Das waren auch Bilder, die am Boden lagen. Da ich mit ziemlich viel feuchter Farbe gearbeitet hab, da würden die ja auch so verrutschen wenn ich sie nicht auf den Boden gelegt hab.

Stimmt, es gibt auch Bilder von Dir…

…ja die tropfen so runter, ne.

Genau. Es gibt welche, wo Du das quasi als Stilmittel eingesetzt hast, das Herunterlaufen. Also das heißt, die wurden dann eventuell am Boden gemalt und dann aufgestellt?

Die waren manchmal dann auch von der Staffelei.

Also die, wo die Farbe herunterläuft, sind dann an der Staffelei entstanden?

Ja genau.

Hast Du auch schonmal auf nicht grundierter Leinwand gemalt?

Ja, habe ich auch. Dann habe ich den braunen Ton von der Leinwand mit verwendet.

Hmhm. Normalerweise haben sonst Künstler früher ihre Leinwände selbst grundiert? Heute gibt es ja häufig vorgrundierte.

Ja, die sind nicht so persönlich wie die selbstgrundierten.

Das ist wahr. D.h. Du hast die normalerweise früher auch selbst grundiert.

Ja, genau.

Jackson Pollock bearbeitete am Boden liegende Bilder von allen vier Seiten, und er wollte weg von üblichen Malmaterialien. Hattest Du so etwas auch schonmal vor?

Er hat mich jedenfalls angeregt, auch mal am Boden zu arbeiten.

Es könnte schon sein, dass das irgendwie eine etwas andere Arbeitsweise ist, wenn man Bilder von allen 4 Seiten malt.

Ja, richtig. Dadurch kann man sehr schön variieren, senkrecht malen, und horizontal malen. Wenn man senkrecht malt, dann tropft es ja so nett. Das ist ja auch ganz schön.

Doch stimmt, das mit dem Tropfen sieht manchmal auch gut aus bei Deinen Bildern, bzw. es gibt z.B. ein Bild „Schwefelregen“, da ist der Regen ja durch diese Tropfen dann sichtbar gemacht.

Ja, genau.

Das ist aber wahrscheinlich dann auf der Staffelei entstanden?

Wenn man mit nasser Farbe auf der Staffelei arbeitet, dann gehört das Tropfen mit zum Bildstil, ne.

Hmhm. Das ist bei dem Bild auf jeden Fall deutlich sichtbar. Sieht interessant aus, ich finde das Bild sehr gut gelungen, Schwefelregen.

Ich habe mich gefragt, ob die Katakomben-Bilder von Dir am Boden gemalt sind, das sind relativ große Formate, bei denen auch teilweise so ein bisschen was von den Seiten ins Bild ragt?

Ich glaube die waren am Boden gemalt.

Das kann ich mir vorstellen, bei denen ist ja teilweise nicht so ganz oben und unten zu erkennen. Also irgendwie schon, aber dadurch dass da so eine Dunkelheit ist, und irgendwie teilweise die Sachen eher…

Ja, wenn Du Menschen in den Katakomben malst, dann ist oben und unten ja klar, aber sonst kann das auch sehr vieldeutig sein.

Stimmt, in so einer Höhlenumgebung, da gibt es ja z.B. auch Fledermäuse, und wenn die da mit dem Kopf nach unten hängen, dann ist für die unten oben.

Jaja, klar.

Du hast da auch die Mecklenburger Landschaft für Dich entdeckt, als Motiv? Und die dortigen Farben?

Ja, es war einfach immer ein Abenteuer, durch die Landschaft zu fahren, und da gab es  auch diese riesigen gelben Felder, Rapsfelder.

Da hast Du wahrscheinlich ziemlich viel gelbe Farbe n den Bildern verbraucht.

Absolut, ja.

Dieser Gelbton hat Dich dann da in Mecklenburg anscheinend besonders interessiert.

Absolut. Das war ja etwas Besonderes in dieser Landschaft.

Ihr hattet da auch mal zum offenen Atelier eingeladen, dadurch wurde dann das Atelier auch kurzzeitig zum Ausstellungsort?

Ja, dann kriegte man auch Kontakt mit den Nachbarn, ne. Das ist aber sehr lange her, dass Du daran erinnerst, finde ich nett.

Ich habe mal Fotos davon gesehen, wo man Besucher im Atelier sieht.

Konntet Ihr auf die Weise auch die Reaktionen der Besucher auf die Bilder beobachten?

Ja wahrscheinlich. Ich weiß jetzt nicht, ob ich davon noch Bilder hab.

Ich fotografiere ja auch nicht dauernd. Auch wenn ich Besuch hab, nicht.

Du hast ein schönes Foto mir geschickt, vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal, mit Deiner Familie, uraltes Foto.

Stimmt, hmhm, wobei Deine Familienfotos eigentlich interessanter sind.

Hattest Du in Mecklenburg auch ein s/w Fotolabor?

Ich glaube ja, ich weiß es garnicht mehr.

Kann man das noch nachträglich herausfinden? Gibt es Fotos von Deinen Dunkelkammern?

Ich kann mich nicht so richtig daran erinnern.

Mit der digitalen Welt hattest Du in Mecklenburg nicht so viel zu tun, weil dort der Internetanschluss langsam war?

Ja, das stimmt, und ich war ja mehr an der Realität interessiert, der Landschaft, als am Computer.

Das war aber eigentlich schon das beginnende Internetzeitalter, dem man da aber anscheinend kurzzeitig noch wieder entkommen konnte.

Ja, konnte man, wenn man wollte.

Fühlte man sich dort manchmal ein bisschen wie in einem früheren Jahrhundert?

Hehe. Ach nee, das weiß ich nicht. Aber man fühle sich auf jeden Fall mit der Landschaft enger verbunden als in Minden, oder in Düsseldorf. Man saß ja mittendrin, in der Landschaft.

Du hast auch Bäume gemalt, das war dann der Baum vor Deinem Fenster, wenn ich das richtig verstanden habe.

Ja, genau. Die konnte ich vom Haus aus sehen. An der Grenze unseres Grundstücks gab es eine Baumreihe.

Und Du hattest auch einen Froschteich. Da hatte ich auch Frösche fotografiert, wie Du weißt. Und gemalt.

Jaaa! Die Bilder habe ich lange nicht mehr gesehen.

So ganz lange Querformate. Ich finde sie auch nicht so schnell.

Da könnte man ja eins mal wieder raussuchen.

 

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