Nachtfotografie in der Stadt

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström

Fotografien: Annette Bültmann

 

Wir waren ja in einem früheren Gespräch mal auf den gegenseitigen Einfluss oder Parallelen in der Entwicklung von Fotografie und Malerei zu sprechen gekommen. Die Fotografie wurde im 19. Jahrhundert erfunden, die Fotos wurden dann mit der Zeit schärfer und realistischer, und in der Malerei entstand der Impressionismus, und später dann der Expressionismus.

Es hat in der Gegenwart ja eine neue Richtung auch in der Kunst gegeben, den sogenannten Fotorealismus. Da wurde die Malerei aufgrund der Fotografie weiterentwickelt, und eine sehr präzise, fotografisch ähnliche Malerei entstand, der sogenannte FOTO Realismus. Das ist gewissermaßen die zweite Reaktion der Malerei auf die Fotografie.

Also zuerst war die Reaktion der Malerei, dass die Bilder weniger realistisch wurden, und mehr Lichtstimmungen wiedergaben,  und danach kippte die Reaktion ins Gegenteil, könnte man sagen? Und die Bilder wurden…

Die Malerei wurde noch realistischer, aufgrund des Fotorealismus.

Nachdem sie sich ja zuerst von der realen Darstellung quasi entfernt hatte, im Impressionismus und Expressionismus.

Ja.

Und in Bezug auf die Nachtfotografie frage ich mich nun, ob es da auch parallele oder auch weniger parallele Entwicklungen in der Malerei gab.

Das kann ich mir im Moment nicht so vorstellen, dass eine Nachtmalerei entstanden ist. Ich kann mich da jedenfalls nicht dran erinnern.

Hmhm. Nee, stimmt, ich wüsste auch nicht, dass es eine Nachtmalerei gäbe, sondern nur einzelne Bilder, die die Nacht darstellen, also z.B. Van Goghs Sternennacht. Aber nicht, dass sich Künstler ganz auf die Nacht spezialisiert hätten, oder?

Unter Nachtfotografie wird wohl meist verstanden, dass man draußen fotografiert, normalerweise meistens in Städten, oder würdest Du Nachtfotografie anders definieren?

Nein, ich sehe es auch so, dass nachts in Städten fotografiert wird, mit dem wenigen Licht, das es in den Städten noch gibt. Da versucht man mit der Kamera, die Nachtatmosphäre, die man sieht, auch fotografisch einzufangen und darzustellen.

Stimmt, dann normalerweise gerne mal ohne Blitzlicht, damit man das vorhandene Licht dann auch

Ja, die Nachtfotografie geht prinzipiell ohne Blitzlicht, weil man da ja natürlich die Nachtatmosphäre nicht zerstören will durch Blitz.

Ich habe irgendwo gelesen dass es dafür auch den Begriff Available Light Fotografie gibt, also dass vorhandenes Licht genutzt wird, wobei, dieser Begriff bezieht sich nicht zwangsläufig auf die Nacht, sondern das kann auch tagsüber sein in Räumen wo nicht so viel Licht ist, dass man dann diese Available Light Fotografie einsetzt.

Ja.

Ein früherer Mitstudent, Markus Redert, hat nachts Bäume fotografiert, und in einer anderen Fotoserie Befestigungsanlagen aus dem 1. Weltkrieg. Das war wohl nicht in Städten, daher hat er diese Szenen dann selbst beleuchtet, und zwar, ich glaube indem er mit Lampen in einer Langzeitbelichtung herumgelaufen ist. Ihn selbst sieht man aber dann nicht im Bild, sondern nur das Licht, was er verwendet hat.

Ja, ich glaube dass ich mich daran erinnere an die Szenen von Markus Redert, an die Kriegslandschaften, ne, Erinnerungslandschaften. Ich habe es sehr interessant gefunden.

Könnte man eventuell behaupten, dass es Parallelen zwischen der Nachtfotografie und der Hell-Dunkel-Malerei des Barock gibt?

Ich glaube nicht dass die Barockmalerei stark durch Fotografie beeinflusst ist. Zwischen der Nachtfotografie und der Hell-Dunkel-Malerei im Barock gibt es eigentlich für mich jedenfalls keine direkte Übereinstimmung.

Also die Barockmalerei könnte ja auch nicht allzugut von der Fotografie beeinflusst sein, weil es die Fotografie da ja noch garnicht gab, sondern man sie quasi hätte vorausahnen müssen. Wobei es  Camera Obscuras gab, also Räume in denen man ein Bild betrachten konnte.

Ja, das kann wohl sein.

Man konnte das Abbild aber nicht fixieren. Also Du meinst jedenfalls, das hat nicht viel miteinander zu tun, die Nachtfotografie, und Parallelen zur Hell-Dunkel-Malerei des Barock.

Ja, so ist das wohl.

Du hattest mal eine moderne Version der Nachtwache gemalt, das hatte dann irgendwie auch nicht viel mit Nachtfotografie zu tun, nehme ich an?

Ja, die Nachtmalerei ist von Rembrandt, ne. Rembrandt geht sehr intensiv auf das Thema Hell-Dunkel ein, un das kann ja im Barock noch nicht beeinflusst sein von der Fotografie, er hat eher umgekehrt die Fotografie beeinflusst, mit seiner Hell-Dunkel-Malerei.

Das denke ich auch, dass er eventuell die Fotografie beeinflusst, genau.

Ich erinnere mich, dass ich mich damals mit seiner Malerei näher beschäftigt habe, weil mich die Fotografie ja auch in Bezug auf Malerei stärker interessiert, und ich da schon Verbindungen damals gesehen habe.

Also Du hast schon Verbindungen gesehen in der Form, dass Du Dich damals sowohl für Fotografie, als auch für Malerei interessiert hast.

Hmhm. Du kannst ja noch versuchen, im Netz Bildbeispiele zu finden, die Du dann dazusetzt. Von ihm ein, zwei Bilder, und von Fotografie im Rembrandt-Stil auch ein, zwei Bilder. Finde mal, such mal.

Ach stimmt, ich glaube es gibt sogar eine Form der Studie-Fotografie, die Rembrandt Licht genannt wird, oder so ähnlich.

Ich habe glaube ich auch so Nachtfotografien eine zeitlang versucht.

 

 

 

 

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