Die Leeze, so wird in Münsters Marktsprache Masematte das Fahrrad genannt, ist in dieser Stadt ein wichtiges Transportmittel. Eine U-Bahn oder S-Bahn sucht man in Münster vergebens, zwar gab es einmal eine Straßenbahn, die aber zu leicht beengten Verhältnissen auf dem Prinzipalmarkt, Münsters „Guter Stube“ führte. Der Wochenmarkt wurde daher auf den Platz vor dem Dom verlegt, wo er noch heute stattfindet. Die „Elektrische“ wurde aber im Jahr 1954 eingestellt, und die Leeze entwickelte sich zum wichtigsten Transportmittel, es gibt ein Radwegenetz von über 300 km, die Zahl der Fahrräder in Münster wurde im Jahr 2005 auf 500.000 geschätzt, und hat sich sicherlich seitdem nicht verringert.
Natürlich gibt es auch Leezen, die in Schieflage geraten, die mit platten Reifen und verbogenem Schutzblech am Laternenmast hängen. Und es gibt auch Leezen, in deren Fahrradkorb sich Flaschen gesammelt haben, und was sonst immer von den Bewohnern der Stadt dort beiläufig abgeworfen wurde.
Wohlstandsverwahrlosung? Dieser Begriff lässt sich vielleicht nicht ohne Weiteres auf Fahrräder anwenden. Aber manche haben sogar ein Rad ab. Wenn sich allerdings nur der Korb ein bisschen gefüllt hat, wird die Leeze höchstwahrscheinlich spätestens im Frühjahr wieder in Betrieb genommen.