Zechen Teil 1

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström
Fotografien: Jörg Boström

Alle Zechen des Steinkohlebergbaus in Deutschland sind nun geschlossen, am 21.12. fand auf der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop die letzte Grubenfahrt in Deutschland statt. Die Ära des Steinkohlebergbaus ist nun Geschichte, im Internet wurde in Kommentaren zu diesem Ereignis Glückauf gewünscht, und den Bergleuten Dank ausgesprochen. Manche Kommentatoren bedauerten es, dass diese Zeit des Bergbaus im Ruhrgebiet zu Ende geht. Ist das Ende des Steinkohlebergbaus ein bedauerliches Ereignis?

Es kommt darauf an, für wen. Für mich jedenfalls, weil ich das immer sehr interessant fand, und selber auch im Bergbau unter Tage mal war, Du weisst ja, um zu Fotografieren. Aber das ist ein Ende, das auch die Kultur des Ruhrgebiets bestimmt hat, die Steinkohlebergbau Sache. Insofern ist das für mich schon ein bedauerliches Ende, ein Stück Kultur- und Industriegeschichte.

Es wurde auch die Meinung vertreten, das Ruhrgebiet würde durch die Schließung der Zechen sein Gesicht verlieren, würdest Du das auch so sehen?

Ich würde das auch so sehen. Das Ruhrgebiet hat durch die Zechen, und die Steinkohle eben, sein ganz entscheidendes Gesicht gekriegt, jetzt hat es im Grunde kein eigenes Gesicht mehr.

Die Zechen waren früher noch in Betrieb in Deiner Kindheit und Jugend, und im meiner auch, in Hamm, wo ich geboren bin, und insofern ist das für mich auch so, dass die Zechen ein Teil der Ruhrkultur sind.

Das hat im Grunde mein Bewusstsein auch stark geprägt, die Zechen, als Teil des Ruhrgebiets. Ich selber bin ja auch, wie Du weisst, ein Kind des Ruhrgebiets, in Duisburg geboren.

Du bist in Duisburg geboren, und wahrscheinlich war da auch der Bergbau garnicht weit weg, von Deinem Wohnort?

Nee, der war nicht weit weg, ich kann es Dir jetzt so genau nicht sagen, wo der da als nächster ist, aber ich bin im Ruhrgebiet geboren, in Duisburg eben.

Das ist auf jeden Fall direkt im Ruhrgebiet, ich nehme an, dass Du noch direkter mit Zechen zu tun hattest als ich, weil Hamm relativ am Rand des Ruhrgebiets liegt.

Ja, kann sein, das weiss ich nicht. Kann sein, muss aber nicht, Du hast ja auch ein Beziehung offensichtlich zu Zechen.

Ja, in der Umgebung von Hamm gibt es auch einige Zechen, aber die liegen etwas ausserhalb, so dass es direkt in dem Wohngebiet, oder wo ich zur Schule gegangen bin, kein Zechen in der Nähe sind. Aber trotzdem waren die irgendwie präsent, dadurch dass man wusste, die Eltern von Mitschülern arbeiten eventuell da, oder Verwandte haben früher in Zechen gearbeitet. Ein Opa von mir hat als Elektriker in der Zeche gearbeitet, zum Beispiel.

Naja, mein Vater war auch in der Industrie tätig, aber nicht bei Zechen, sondern beim Maschinenbau. Für mich war das auch als Künstler sozusagen ein Thema, weil mich das, alleine diese schwarzweiße Welt, sehr interessiert hat. Ich war ja ein Kohlezeichner. Mit Holzkohlen, mit Kohlestiften habe ich ja auch gezeichnet.

Ach ja, die Kohlestifte hatten im Grunde auch mit dem Ruhrgebiet zu tun, auch wenn Dir das als Kind vielleicht nicht ganz so klar war. Oder hattest Du schon in der Absicht Kohlestifte verwendet?

Nein, das ergab sich einfach so.

Dieses Schwarze in den Zechen kann man sich irgendwie garnicht so ganz vorstellen, wenn man nie unter Tage gewesen ist, bzw. man sieht etwas davon auf den Bildern.

Nee, da muss man erst reingehen. Jetzt gibt es ja immer noch, denke ich, Führungen durch stillgelegte Zechen.

Gute Frage, ich werde mal versuchen, das herauszufinden.

Ja, das tu mal. Dann lass Dich ruhig mal durch eine Zeche führen.

Ich bin mir nicht sicher, ob das möglich ist. Ob das Ruhrgebiet noch sowas ermöglicht, das weiss ich gerade garnicht.

Nee, weiss ich auch nicht. Musst Du mal recherchieren.

Könnte man recherchieren, ja.

Du beschreibst in einem Text den Ruß am Kohlehobel, der alles gleichmässig einschwärzt. Ihr wart dann als Fotografen auch irgendwann ziemlich eingeschwärzt, von Kopf bis Fuß?

Naja, ich war ja auch ein Anhänger der Schwarzweissfotografie, und nicht der Farbfotografie. Da passt die schwarzweisse Welt sehr gut dazu.

D.h. das Eingeschwärztsein in der Zeche hat Dich nicht so sehr gestört?

Nee.

Das ist wahrscheinlich schon ein schwarzweiss Erfahrung der ganz besonderen Art.

Ja,ja, eben. Nein, mich interessiert die schwarzweisse Fotografie auch immer noch mehr als die Farbfotografie, wie Du weißt.

Die s/w Bilder haben natürlich eine Ästhetik, die etwas mit Fotografie der alten Schule zu tun hat, könnte man behaupten?

Ja, ich denke das.

Die Kohleförderung war aber auch eine Arbeit die mit körperlichen Anstrengungen und mit gesundheitlichen Risiken verbunden war. Sollte man sich daher vielleicht auch teilweise nicht allzu schweren Herzens von der Kohle verabschieden?

Nö, ich habe da für meine Gesundheit mir keine Sorgen gemacht. Mir fehlt was im Ruhrgebiet, dadurch dass die Kohle nicht mehr da ist. Das war für mich eben ein Kindheitserlebnis und im Grunde identisch mit dem Ruhrgebiet, wie ich ja selber auch Kind des Ruhrgebiets bin.

Stimmt, ich erinnere mich auch noch, dass bei uns zuhause früher mit Kohle geheizt wurde, und bei Euch wahrscheinlich auch?

Ja, ich kenne das, die Kohle habe ich aus dem Keller hochgeschleppt und in die Öfen gesteckt. Kohle haben wir viel transportiert.

Doch, ich erinnere mich auch, dass in Hamm noch relativ lange Kohleöfen gebräuchlich waren.

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