Landschaften

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström

Du hast ja selbst schon Landschaften fotografiert und gemalt, das waren hauptsächlich Landschaften in Mecklenburg, in Brandenburg, an der Weser, und auf Norderney?

Ja, so war es wohl. Ich bin aber immer wieder mit Landschaften beschäftigt. Mecklenburger Landschaften habe ich ja eine ganze Serie auch in Fotos, aber im Wesentlichen auch dann Fotos als Skizzen für die Malerei. Da ist ja eine ganze Serie von Landschaften aus Mecklenburg entstanden.
Es war im Wesentlichen, was mich interessiert hat, die gelbe Farbe, die Rapsfelder. Und die sind ja, wie Du weißt, in meiner Malerei dann auch aufgetaucht.
Und an der Weser habe ich fotografiert, weil das bei Minden ist. Und wenn wir an der Weser spazierengegangen sind, oder damals noch mit dem Fahrrad, habe ich auch Einiges an der Weser fotografiert, und auf Norderney sind wir mehr oder weniger jeden Sommer zu einem Urlaubsaufenthalt von 3 Wochen.


D.h. es könnte auch in Zukunft wieder vorkommen, dass Du sowohl Mecklenburger als auch Weserlandschaften und auch Norderney Landschaften malst?

Ja, das kommt immer wieder vor. Im Augenblick habe ich ein paar Schattenbilder im Kopf. Und auf der Staffelei steht ein leeres Bild, das noch auf meine Malerei wartet.

Hmhm. Wird das zufällig ein Landschaftsbild?

Jetzt fällt es mir wieder ein, dass ich vielleicht auch eine Landschaft malen könnte. Mal sehen, was ich noch heute oder morgen anfange.

Wo würdest Du die Unterschiede zwischen Landschaftsfotografie und Landschaftsmalerei sehen?

Ich sehe die in sehr engem Zusammenhang, weil das für mich so ein Dialog ist, überhaupt in meinem Leben, zwischen Fotografie und Malerei. Das war mein ganzes Leben lang so, dass ich die Fotografie angefangen habe zu einer Zeit als der Realismus in der Malerei verpönt war, da habe ich zur Kamera gegriffen und die Realität erstmal mit der Kamera eingefangen. Aber bis heute ist die Kamera für mich eine Art Skizzenbuch auch für die Malerei. Wobei die Malerei die Antwort ist auf die Fotografie, so ist das nicht nur ein Skizzenbuch, sondern wie immer in meinem Leben ein Dialog zwischen Malerei und Fotografie.

D.h. Du siehst eigentlich keine großen Unterschiede, sondern eine Art Wechselspiel.

Naja, die Fotografie fängt das ein was ich sofort sehe, und mich interessiert, und das hält sie ja fest so dass ich es dann für die Malerei auch später weiter verwenden kann, ohne Fotografie gäbe es diese Art Landschaftsmalerei von mir nicht, weil ich nicht mit der Staffelei in der Landschaft stehe, wie andere Künstler, berühmte Künstler auch, sondern ich male im Atelier. Ich habe noch nie eine Staffelei draußen auf den Acker gestellt, und die Landschaft direkt gemalt.

Stimmt, ich erinnere mich, Fotos gesehen zu haben von Freiluftmalern, wie es sie wohl seit der Zeit des Impressionismus häufiger gab.

Die saßen viel mit ihrer Staffelei in der Landschaft. Und das habe ich bislang noch nicht gemacht, und jetzt in meinem Alter fange ich natürlich nicht mehr damit an.

Das ist auch die Frage, ob man das machen muss und machen möchte, die Freiluftmalerei. Ich wäre mir da auch nicht so sicher.

Ja. Kann man auch nicht sein.

Du malst vielleicht Landschaften auch aus Interesse für die Natur? Oder auch für bestimmte Pflanzen wie Kirschbäume, Rapsfelder, für Tiere im Teich?

Ja, aber Landschaft ist ein spezielles Thema, nicht einzelne Blumen oder Pflanzen, die würde ich als ein anderes Thema ansehen. Rosen malen, oder Äpfel und Gemüse und sowas, das sehe ich nicht als Landschaftsmalerei.

Stimmt, Äpfel und Gemüse würde man eher Stillleben nennen.

In der Landschaftsmalerei spielt der Horizont eine große Rolle. Oder eben Folgen von Bäumen, Straßen, das ist für mich Landschaft. Und Felder, Raps undsoweiter.

Also, der Blick bis zum Horizont, das ist auf jeden Fall ein Kriterium, denke ich.

Würde ich sagen, ja.
Merkwürdig ist bei mir, dass ich Stadtmalerei wenig im Vergleich mit Stadtfotografie gemacht habe, weil die Städte und Straßen und Menschen mir wohl für Malerei etwas zu kompliziert waren, da habe ich verhältnismäßig wenig gemacht. Eher Landschaften, als ich damals draußen wohnte.

Ah ja, stimmt, in Städten macht Du Schattenbilder, von Menschen und ihren Schatten.

Genau, das war dann mehr mein Thema, in der Stadt.

Hast Du Dich auch schonmal mit den Landschaften anderer Maltraditionen beschäftigt, wie z.B. der japanischen oder chinesischen Landschaftsmalerei?

Zur japanischen und chinesischen Malerei habe ich wenig Kontakt gehabt, und auch bis heute nicht. Aber ich kenne natürlich die barocken Maler und die Renaissance und, hauptsächlich im 19. Jahrhundert ist ja die Landschaft in der Malerei erst richtig entdeckt worden, im Impressionismus, mit seiner Freude an der Landschaft.
Dann kam der Expressionismus, der aber hauptsächlich mit Menschen und Figuren sich beschäftigt hat.

Ich glaube, es gibt auch einige expressionistische Landschaften, kann das sein?

Ja, natürlich.

Kennst Du den Begriff mental map, oder kognitive Karte?

Nein, kenne ich beides nicht.

Das soll eine Karte sein im Gedächtnis der Menschen oder auch der Tiere, die darin Informationen über Orte speichern, die sie kennen.

Kann ich mir nicht vorstellen. Das gibt es vielleicht, aber bei mir wohl nicht, im Kopf. Ich habe ja Erinnerungen, aber die kartiere ich nicht als Landschaften.

Es kann sein, dass das garnicht unumstritten ist, also dass das nicht sicher ist, ob jeder Informationen als eine Art Karte speichert.

Nee, kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe da weniger Karten im Kopf, also keine Luftaufnahmen, sondern eben Straßen und Fußgängerwege und sowas alles, aber nicht so sehr Karten.

Ich denke auch nicht, dass damit realistische Karten gemeint sind. Wenn man sich selbst die Aufgabe stellen würde, sein räumliches Wissen z.B. über Berlin in eine Karte einzuzeichnen, das würde bei mir mit Sicherheit eine ganz schön sonderbare Karte, weil ich bestimmte Stadtteile besucht habe, und andere nie.

Du kannst ja mal Berlinfotos angucken, die sind bestimmt keine Karte, sondern das sind Nahsichtsaufnahmen, ich fahre nicht im Flugzeug über Berlin, und insofern entsteht auch in meinem Kopf keine Karte.

Also wenn man Dir jetzt sagen würde, zeichne mal eine Karte von den Orten in Berlin, die Du kennst, dann würdest Du sagen, mache ich nicht, Du spinnst wohl.

Mache ich nicht, das kann ich nicht.
Berlin ist viel zu groß, da könnte ich nur das Viertel zeichnen, und nicht die ganze Stadt.

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