Zeitreise Münster

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Auf dem Kopfsteinpflaster des Prinzipalmarkts von Münster ist es nicht allzu schwer, sich in vergangene Zeiten zu versetzen. Zumal am Abend, wenn ein Mann im dunklen historischen Gewand, ein Nachtwächter aus früheren Jahrhunderten, ausgerüstet mit einer Hellebarde, einer Besuchergruppe bei einer Führung die Geschichte der Stadt erklärt. Und um 21 Uhr kann dann am Turm der Lambertikirche beobachtet werden, wie sich eine Tür öffnet und eine Lampe erscheint. Dann ertönt das Tuten des Türmer-Horns, täglich außer Dienstags jede halbe Stunde, bis Mitternacht. Seit 2014 arbeitet dort die Türmerin Martje Saljé, die auch eine Facebookseite betreibt.
Sie ist vermutlich die erste Frau auf diesem Posten, aber der Beruf des Türmers hat eine jahrhundertealte Tradition, urkundlich erstmals erwähnt im Jahre 1383, vermutlich gab es aber schon seit 1379 einen Türmer auf St. Lamberti, dessen Aufgabe es war, nach Bränden oder feindlichen Soldaten Ausschau zu halten.

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Zu dieser Zeit, seit dem 14. Jahrhundert, gab es bereits die für den Prinzipalmarkt typischen Bogengänge, unter denen in früheren Zeiten Waren angeboten wurden. Bei einigen angrenzenden Straßen wie Roggenmarkt, Alter Fischmarkt, Salzstraße lässt sich auf die Art des Warenangebots schließen. Desweiteren gibt es einen Spiekerhof, Spieker ist Plattdeutsch für Speicher, wo demnach Waren gelagert wurden. Der Handel war schon damals ein wesentlicher Bestandteil des Stadtbildes, aber auch die Bewirtung ließ sicher nicht zu wünschen übrig, wovon viele Gaststätten zeugen. Die Lage im Münsterland brachte viele landwirtschaftliche Produkte auf den Markt, die teilweise zu Fuß in die Stadt gebracht wurden, von sogenannten Kiepenkerlen, denen auch ein Denkmal gesetzt wurde. Ein bisschen neidisch werden könnten die Münsteraner beim Blick auf z.B. die Krakauer Tuchhallen, einen so großen Tüchermarkt gab es im ländlichen Münster leider nicht!
Aber zu Zeiten des Send muss das Warenangebot sehr vielfältig gewesen sein, denn der Send war damals nicht, wie heute, eine Kirmes, sondern ein Markt, folgend auf eine Synode der Geistlichen, Grafen und Vögte, auf dem unbhängig von Zunft oder Gilde Waren angeboten werden durften. Der Name Send leitet sich vom Wort Synode ab. Das Sendschwert am Rathaus verkündete damals ein  besonderes Marktrecht, das zu diesen Zeiten in Kraft trat. Das Sendschwert wird auch heute noch immer zu Zeiten des Send am Rathaus angebracht.

Abgesehen vom Send gab es aber auch den Wochenmarkt, der in früheren Zeiten auf dem Prinzipalmarkt selbst stattfand, bevor er zum heutigen Standort, dem Domplatz, verlegt wurde. Vor den Bögen standen früher Obstverkäuferinnen, die sogenannten Appeltiewen. Während, wie schon dem Namen nach zu vermuten, in früheren Zeiten am Roggenmarkt Getreide gehandelt wurde, war der Prinzipalmarkt zwischen dem Lambertikirchhof und der Stadtwaage am Stadtweinhaus der Markt für Obst und Gemüse. Vor dem Stadtweinhaus fuhren Pferdekarren von Händlern vor, um ihre Lasten wiegen zu lassen, denn vor der Verbreitung überregionaler Maße konnten Gewichte von Stadt zu Stadt variieren. Die Hauptmarkttage waren auch in früheren Zeiten, wie heute, der Mittwoch und der Samstag. Die Appeltiewen boten an ihren Obstständen an diesen Wochentagen, häufig in Körben, ihre Waren an.
Im Jahr 1901 wurde der Wochenmarkt auf den Domplatz verlegt, der Grund dafür war die elektrische Straßenbahn. Als diese zweigleisig die Straße befuhr, wurde der Platz unter den Bögen für die Fußgänger benötigt.
Heute ist Münsters Innenstadt großenteils autofreie Zone, befahren von Bussen, Taxen und natürlich: Fahrrädern!

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