Schafe in Mythologie und Kultur

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„Quod licet Iovi, non licet bovi“ „Was dem Jupiter erlaubt ist, darf das Rindvieh noch lange nicht“ ist ein Ausspruch ungeklärter Herkunft, der vermuten lassen könnte, dass der römische Gott Jupiter und Darstellungen von Hornträgern nicht viel miteinander zu tun hätten. Aber garnicht so ungewöhnlich ist eigentlich die Darstellung eines Jupiter Ammon, bei den Griechen entsprechend Zeus Ammon, der obersten Gottheit des antiken Götterhimmels, dargestellt mit Widderhörnern.

 

Jupiter Ammon, Foto: Lalupa [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons


Dieser Hörner wurden vermutlich von der ägyptischen Gottheit Amun übernommen. In einer Oase in der libyschen Wüste, heutzutage Siwa, in der Antike Ammonion bzw. Ammonium genannt, befand sich eine Orakelstätte dieses Gottes, die den Griechen und Römern bekannt war. Das Orakel wurde z.B. von Alexander dem Großen besucht, der sich zeitweise als Sohn des Zeus Ammon verehren und eine Darstellung seines Kopfes mit Widderhörnern auf Münzen prägen ließ.
Dieser beherrschte auch die im heutigen Libyen gelegene griechische Kolonie Kyrene, die später, 74 v.Chr., teil des Imperium Romanum wurde. Unter anderem in Kyrene, aber auch z.B. in Sparta, wurde auch ein mit Widderhörnern ausgestatteter Gott Apollon Karneios verehrt.

 

 

 

 

Zeus Ammon in den Staatlichen Antikensammlungen München [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Zeus Ammon im World Museum Liverpool, Foto: Rept0n1x [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons


Ob die Widderhörner noch auf eine frühere Lebensweise als Hirtennomaden hinweisen, während die in der antiken Welt ebenfalls bei Gottheiten vorkommenden Kuhhörner bereits auf eine stärkere Sesshaftigkeit hinweisen, und die kulturellen Eigenarten der sesshaften Lebensweise dann die der nomadischen verdrängten, mag dahingestellt sein. Aber es gab auch damals schon wenig vorbildliche Tierhaltung, siehe Herkules und die berüchtigten Ställe des Augias, in denen über 3000 Rinder gehalten wurden.

Dem entgegengesetzt wurde das von Hirten und Schafen bevölkerte mythologische Arkadien, das aber mit dem realen griechischen Landstrich Arkadien möglicherweise nicht allzuviel gemeinsam  hat. Das reale Arkadien ist ein karges, dünn besiedeltes Karstbergland im Zentrum des Peloponnes.
Das mythologische Arkadien, ein Land der Schäfer und Hirten, Nymphen und Satyrn, ein Idyll in dem bekränzte Menschen, die Panflöte oder Leier spielend, im Einklang mit der Natur lebten, wurde daher gelegentlich verlegt, in der antiken lateinischen Literatur zunächst nach Sizilien. Auch Goethe verlegte es nach Italien. „Auch ich in Arkadien!“ setze Goethe seinem Reisebericht „Die italienische Reise“ als Motto voraus. Die Reise führte ihn von Bozen über Venedig nach Rom, Neapel, Sizilien, auf dem Rückweg auch noch nach Siena, Florenz und Mailand, aber keineswegs nach Griechenland. Er kannte sicherlich die Idyllen- und Arkadienliteratur des 18. Jahrhunderts. Hirtengedichte gab es auch schon im antiken Griechenland, aber in Europa kam die Pastoraldichtung in der Renaissance und dem Barock zu neuer Blüte, und im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland in Form der epischen Idylle.

 

Arkadien, dargestellt von Johann Christian Reinhart [Public domain], via Wikimedia Commons


Ein Locus amoenus ist in der Dichtkunst ein lieblicher Ort, der als Garten, Wiese, oder auch Umgebung eines Teichs, einer Quelle o.Ä. beschrieben wird. Auch Bäche, Brunnen, liebliche Haine und Vogelgesang können hier genannt werden, ebenso Obstbäume, duftende Blumen, eine schattenspendende Linde, Gras und Klee.
Reale Schafe, die nicht der Mythologie entstammen, halten sich auf mal mehr oder mal weniger lieblichen Wiesen auf, sind aber Fluchttiere. Manchmal schützt sie ein Nachtpferch vor Gefahren, oder auch vor einer durch plötzliche Geräusche ausgelösten Stampede, wie in diesem Gemälde aus dem 19. Jahrhundert.

 

Jean-François Millet (19. Jh.): Schafe im Nachtpferch bewacht von einem bewaffneten Hirten

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