Trümmer aus Sanssoucis

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Text: Annette Bültmann
Bilder: Jörg Boström

Das Interesse von Jörg Boström für Trümmer geht teilweise auf die Kriegs- und Nachkriegszeit zurück, die er als Kind erlebt hat. Diese Zeit mit ihren dramatischen Ereignissen und der zertrümmerten Umwelt, die den Kindern als Spielplatz diente, blieb intensiv in Erinnerung und beeinflusste auch bis heute die Wahrnehmung von Bildern und Objekten.
Als Jörg Boström 1956 als Student an die Kunstakademie Düsseldorf kam, hatte diese die Zeit der Kriegsschäden noch nicht lange hinter sich. Auf einem Foto von 1950 sieht man das verlassen wirkende Gebäude mit Trümmern im Vordergrund. Bei Wikipedia ist zu lesen: “Bei den Luftangriffen auf Düsseldorf im Zweiten Weltkrieg wurde das Akademiegebäude schwer getroffen. Hierbei wurden insbesondere die Aula und ihre Ausmalungen zerstört. In der Nachkriegszeit wurde der in seinen Außenmauern erhaltene Bau mit einer zeitgemäß modernen Inneneinrichtung wiederaufgebaut. 1952 bis 1953 schuf Ewald Mataré ein neues Eingangsportal und neue Fenster.”

Wie haben Bilder und Skulpturen in Düsseldorf diese Zeit überstanden, waren sie eingelagert, und warteten danach auf ihre Restaurierung, wie auch die Trümmer in Sanssoucis, nach denen diese Bilderserie entstand? Wurden Skulpturen fragmentiert wieder aufgefunden?
Bei antiken Skulpturen ist es ein üblicher Anblick, dass Teile fehlen, oder auch nur Fragmente vorhanden sind. Bei Ausgrabungen werden häufig Teile antiker Figuren gefunden und später zusammengesetzt, manchmal zu einer kompletten Skulptur, aber häufig auch nicht. Möglicherweise wurden marmorne Teile später weiterverwendet, manchmal als sogenannte Spolien an einem neueren Bauwerk.
Ein weiterer Grund ist das Recycling bereits in der Antike, wegen eines Mangels an Bronze wurden z.B. Bronzestatuen teilweise eingeschmolzen. Als Überbleibsel dieses Prozesses wurden Bronzefragmente gefunden, die von recycelten Bronzestatuen stammten, es blieben Finger, Zehen, Hände, Füße, Haarteile und andere Körperteile einzeln zurück.

Salvador Dali hingegen fragmentiert seine Skulpturen in surrealer Absicht und lässt auch ihre Zehen vom Fuß wegwandern.
Aber auch die Malerei verwendet manchmal Fragmente früherer Werke, Menschen und Tiere, Götter und mythologische Gestalten werden wiederentdeckt und entwickeln in zeitgenössischen Bildern ein neues Eigenleben.

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