Kunst und Wetter

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Interview des vm2000.net mit Jörg Boström

 

Du hast ja einige Bilder gemalt, die in gewisser Weise mit dem Wetter zu tun haben. Ist von daher das Wetter für Dich von Interesse?

Ja, sicher, das Wetter ist ja das was uns oder mich auch immer wieder beschäftigt, weil es die Welt immer wieder in anderen Farben oder Beleuchtungen zeigt. Das interessiert mich als Maler natürlich, und als Fotograf, sehr. Das Wetter spielt also in meinen Bildern ein große Rolle.

Du hast sowohl einen Sandsturm gemalt, der ja schon ein bisschen ein extremes Wetter darstellt, als auch Regenwetter in Schweden, das aber mehr den Eindruck eine alltäglichen Regens macht. Würdest Du sagen, dass sowohl normales als auch extremes Wetter für die Kunst interessant sein können?

Ja, unbedingt, das hat mich jedesmal zu neuen Fotos gelockt. Wenn das Wetter die Gegend verändert, dann mache ich oft neue Fotos von den Gegenden, wo ich gerade bin. Und das sind zum Teil für mich Vorlagen für die Malerei.

Das ist dann auch das Wetter, das man nicht unbedingt landläufig schönes Wetter nennt, was Dich auch interessiert, scheint mir?

Ja, es geht mir nicht um schönes oder schlechtes Wetter, aber natürlich ist das schöne Wetter nicht die allerbeste Vorlage für die Malerei, sondern auch unterschiedliches, Sturmwetter, oder Regenwetter, ist alles interessant.
Schattenbilder habe ich natürlich nur machen können, wenn die Sonne stark scheint.

Du hast ein Bild gemalt mit dem Titel „Hugo“ und auf dem scheinen Menschen herumzuwirbeln. Hat das Bild vielleicht etwas einem Wirbelsturm zu tun?

Ja, das ist aber natürlich Phantasie, denn so habe ich real die Menschen ja nicht wirbeln sehen. Es hat mich schon interessiert, der Sturm beeinflusst und treibt die Menschen an.

War Hugo der Name ein Sturmtiefs, als Du das Bild gemalt hast?

Ich glaube ja, da kann ich mich aber nicht mehr dran erinnern. Ich glaube, der Sturm hieß Hugo.

Das könnt man ja vielleicht noch herausfinden, wenn es irgendwo im Internet eine Liste von Sturmtiefs gibt.

Du kannst ja mal googeln, ob Du unter “Hugo” einen Wetterbericht findest.

Genau, das werd ich mal versuchen. (Hugo war ein tropischer Wirbelsturm im Jahr 1989, Anm. d. Red.)

Deine Schattenbilder entstehen nach Fotoskizzen, und diese Fotoskizzen entstehen bei sonnigem Wetter. Könnte man demnach behaupten, dass Deine Schattenbilder auch mit dem Wetter zu tun haben?

Unbedingt, natürlich ist der Schatten abhängig vom Licht. Je mehr Sonne, desto mehr Schatten. Insofern haben sie sehr viel mit dem Wetter zu tun.

Mit dem Wetter, aber auch mit dem Tageslicht.

Bei meinen Schattenbildern ist nicht das Wetter im Grund gemeint, sondern, wie die Bilder ja auch heißen, eben der Schatten, aber der entsteht ja natürlich nur bei sonnigem Wetter.

Den Schatten könnte man als eine Art Sonnenuhr betrachten. Also man könnte daran versuchen, die Jahreszeit und die Uhrzeit abzulesen.

Ja, beim Schatten ist die Natur dabei, selber Bilder zu machen, nämlich die Schattenbilder. Da kann man sich anregen lassen durch das, was die Natur mit der Welt macht. Indem sie die Sonne schickt, und die Sonne produziert ja Schatten.

Stimmt, die Schatten sind auch schon wandernde Bilder, könnte man sagen.
Du betreibst keine Freiluftmalerei wie die Impressionisten, sondern malst meist im Atelier. Die Fotos, die Du als Skizzen verwendest, entstehen aber auch draußen. Würdest Du von daher schon eine Verwandtschaft zu den Impressionisten sehen?

Könnte sein, auf jeden Fall ist der Impressionismus für mich eine sehr interessante Region der Malerei, und ich bin ja auch mit Fotografie sehr viel befasst. Also ich lebe in der Malerei nicht aus der Phantasie, sondern mehr aus meinen Augen, aus der Beobachtung der Wirklichkeit, und daraus entstehen dann meine Bilder. Insofern kann man da schon eine Verwandtschaft zu den Impressionisten feststellen, sozusagen Eindrücke. Die Eindrücke werden zu Bildern.

Hast Du schonmal versucht, auf dem Balkon zu malen?

Nee, habe ich bisher nicht, aber die Idee ist vielleicht nicht schlecht, vielleicht mache ich das mal irgendwann. Aber es liegt zum Teil daran, im Augenblick wohnen wir mitten in der Stadt, und Städte, Häuser, interessieren mich nicht so sehr wie Landschaften.

Ich glaube mich zu erinnern, dass einer der Impressionisten Paris vom Balkon aus gemalt hat, im fortgeschrittenen Alter. Ich bin mir nicht sicher, ob er auf dem Balkon gemalt hat, oder am Fenster. Auf jeden Fall zeigt es Straßenszenen von Paris. Wenn ich das wiederfinde, dann maile ich es Dir.

Ja, prima.

Hast Du schonmal im Strandkorb gemalt oder skizziert?

Ich glaube ja. Die Bilder vom Meer sind größtenteils im Strandkorb gemalt.

Stimmt, da gibt es ja Zeichnungen von Dir, also nicht nur Malerei, sondern auch Zeichnungen.

Jaja. Da ich ja im Strandkorb keine Staffelei habe, hehe, da ist ja garkein Platz dafür, mache ich meistens auf Papier Skizzen.

Stimmt, mit der Staffelei im Strandkorb würde es schwierig, auch wegen Wind und Sonne.

In der Regel arbeite ich mit der Staffelei in meinem Atelier, und verwende als Skizzen dazu Fotografien, die ich am Strand oder in der Landschaft oder bei Licht und Schatten draussen gemacht hab.

Manchmal hast Du Fotos als Skizzen, und manchmal hast Du auch Zeichnungen, also Skizzen im üblichen Sinne, im Strandkorb gemacht, scheint mir.

Ja.

Das Wetter ist hierzulande ja eher gemäßigt als extrem, aber es kommt auch zu Phänomenen wie Hitze und Trockenheit im vergangenen Sommer, oder manchmal gibt es starke überraschende Regenschauer, oder Starkregen und Hagel, wie letztens bei München. Denkst Du, dass sowas auch eine Inspiration für die Kunst sein könnte?

Golfballgroße Hagelkörner, kann ich mich dran erinnern. Regenbilder habe ich doch einige gemalt, und die haben als Grundlage sicherlich Fotografien. Ich mache dann Bilder mit der Kamera, und die nehme ich dann als Skizzen.

Stimmt, Regenbilder hast Du einige. Ich glaube, die waren alle aus dem Schweden-Urlaub?

Jaja, bei der Schwedentour kriegst Du verschiedenes Wetter mit, und sehr viel Regen, und sehr viel Sonne. In Skandinavien ist das Wetter ein ganz wichtiger Faktor, in der Gestaltung der Landschaft.

Du kennst Gotthard Graubners Nebelkammer?

Ja, das war eine interessante Arbeit, die Nebelkammer.

Man könnte vielleicht behaupten, dass die auch mit dem Wetter zu tun hatte? Oder hatte die eher etwas mit der Wahrnehmung zu tun? Mit der visuellen Wahrnehmung unter ungewöhnlichen Bedingungen, könnte man sagen?

Ja.

Ich habe gelesen, dass der Begriff „Mobilé“ für ein im Luftzug hängendes Objekt von Marcel Duchamp geprägt wurde. D.h. dass der sich auch irgendwie mit Windzügen beschäftigt hat, also mit Objekten, die vom Wind bewegt werden.

Du hast mir so einen Film geschickt, von diesem Kunstwerk, das da am Strand läuft, so ein Monster, ne. Das ist ja ein toller Film.

Stimmt. So einen Film hattest Du mir auch mal geschickt. Du hattest das auch schonmal irgendwo im Internet gefunden.

Ein wirklich schöner Film.

Da könnte man doch sagen, dass das auch etwas mit dem Wetter zu tun hat?

Ja, das denke ich schon. Auf jeden Fall baut der ja seine Skulptur durchsichtig, die sich bewegt, und man sieht dadurch, und sieht sie durch das Wetter laufen. Und da läuft das konstruierte Monster wunderbar am Strand entlang, vor dem Horizont.
Theo Jansen heißt der Künstler.

Strandbiest Evolutionen, also mit Evolution scheinen die Arbeiten auch etwas zu tun zu haben.

Ich könnte noch fragen, ob man behaupten könnte, dass Gemälde wie die Seestücke von William Turner auch etwas mit dem Wetter zu tun haben.

Ja, das weiß ich jetzt nicht. William Turner? Ob der auch etwas mit dem Wetter zu tun hat?

Könnte man sich fragen. Der hat ja immer wieder Seestücke gemalt.

Ja, ja, die Maler die am Meer arbeiten, die haben natürlich was mit dem Wetter zu tun.

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